Moldau:Noch sind sie besonnen

In dem kleinen Land wächst die Furcht, als nächstes überfallen zu werden. Anlass besteht.

Kommentar von Cathrin Kahlweit

Vor Kurzem noch hätten viele Menschen nicht genau zu sagen gewusst, wo die Republik Moldau liegt und was genau Transnistrien ist. Seit dem russischen Angriffskrieg und der durchaus berechtigten Sorge, dass Moskau nicht nur die Zerstörung der Ukraine plant, sondern auch andere ehemalige Sowjetrepubliken ins Visier nehmen könnte, gilt das westlich der Ukraine gelegene Moldau plötzlich als Gefahrenzone. Was tun, fragt man sich jetzt nicht nur im Nato-Hauptquartier, wenn die dortige Separatistenregion Transnistrien einen ähnlichen Weg geht wie Donezk und Luhansk im Donbass, wenn also die prorussische Führung nicht nur den Anschluss an Russland, sondern auch militärische Hilfe von Moskau fordert?

Über das kleine, arme Moldau, das sich als Teil Europas definiert und viele Bürger mit rumänischem Pass hat, könnte der Westen im schlimmsten Fall noch stärker in den brutalen Krieg Moskaus hineingezogen werden. Moldau ist neutral, würde aber nicht nur aufgrund seiner heiklen geografischen Lage, sondern auch aufgrund seines proeuropäischen Kurses - zu Recht - aktive Unterstützung einfordern, die über verbale Solidarität hinausgeht. Die Ereignisse der vergangenen Woche, mehrere Anschläge gegen Einrichtungen in der Separatistenregion, haben die Furcht davor massiv verstärkt.

Bislang hat sowohl die Führung in Moldau wie auch die in der abtrünnigen Region besonnen reagiert. Die Unruhe wird eher von außen hineingetragen. Sofern nicht deeskaliert wird, könnte sie jedoch zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden.

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