Geschichtsbild:Fräulein und Genderstern

Drei Männer, eine Frau: Der Film "Fraulein" wurde 1958 in den USA gedreht - und spielt zur Zeit des Kriegsendes in Deutschland. (Foto: United Archives/IFTN/imago/United Archives)

Bis in die Siebzigerjahre hinein unterschied man offiziell zwischen verheirateten und unverheirateten Frauen.

Von Johanna Pfund

Von einer geschlechtergerechten Sprache, geschweige denn vom Gendern, wusste man in den Fünfzigerjahren: nichts. Unverheiratete Frauen wurden in Deutschland mit dem verniedlichenden Fräulein angesprochen, ungeachtet ihres Alters. In den USA und Großbritannien war es die "Miss", in Frankreich die "Mademoiselle". Nicht verheiratet - keine vollwertige Frau also, diese Annahme schien weithin zu gelten. Trotzdem oder gerade deshalb übten die Fräulein auf die nach dem Zweiten Weltkrieg im Westen Deutschlands stationierten amerikanischen GIs große Faszination aus. Die Amerikaner prägten ob all der attraktiven deutschen Frauen das Wort "Fräuleinwunder", alsbald fand die kleine Frau auch Eingang in Literatur und Film. 1958 drehte Henry Koster basierend auf dem Roman "Fräulein" von James McGovern das Drama "Fraulein" - die verwickelte Geschichte einer alleinstehenden jungen Frau in den Wirren des Kriegsendes. Damals war Fräulein als Anrede noch erlaubt, 1972 wurde diese in Deutschland offiziell gestrichen. Bis das Thema Gendern aktuell wurde, vergingen nochmals gut 50 Jahre. In Bayern, das verfügte Ministerpräsident Markus Söder diese Woche, bleibt es erstmals bei der bewährten Sprachregelung. Nix mit Gendern. Ob auch das Fräulein zurückkommt? Ungewiss.

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