Geschichtsbild:Der große Streik

Unerhörte Angebote, mehr Gehalt für Lehrlinge: Mit solchen Plakaten protestierten die Streikenden im öffentlichen Dienst 1974. (Foto: Fritz Neuwirth/SZ Photo)

Im Februar 1974 legten in Deutschland 200 000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes ihre Arbeit nieder.

Von Kerstin Bund

Drei Tage lang ging in Deutschland praktisch nichts mehr. Weil ein Mann es so wollte: Heinz Kluncker. Ganze 15 Prozent mehr Lohn forderte der Chef der Gewerkschaft ÖTV (heute Verdi) in der Tarifrunde 1974. Und setzte voll auf Konfrontation: Schon am Tag nach der Urabstimmung begann der Streik. Mehr als 200 000 Arbeitnehmende des öffentlichen Dienstes legten vor allem in den Großstädten ihre Arbeit nieder: Busse und Bahnen blieben in den Depots, Mülltonnen wurden nicht geleert, in den Verteilzentren stapelten sich die Briefe. Nach drei Tagen Streik einigten sich die Tarifpartner am 13. Februar 1974 auf elf Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens jedoch 170 Mark. Bundeskanzler Willy Brandt (SPD), der sich zuvor gegen ein zweistelliges Ergebnis ausgesprochen hatte, verlor das Kräftemessen gegen den Gewerkschaftsboss. Das ist 50 Jahre her. Zuletzt bestreikte Verdi den öffentlichen Nahverkehr in vielen Bundesländern. Damit nicht genug: Jetzt trat das Bodenpersonal der Lufthansa in den Ausstand.

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