Aktuelles Lexikon:Eintagsfliege

Sie lebt gar nicht nur einen Tag. Falls Anke Rehlinger von der SPD das gedacht haben sollte.

Von Tina Baier

Anders als die meisten Menschen glauben, ist "Eintagsfliege" keine Bezeichnung für eine bestimmte Art von Insekt, sondern für eine ganze Ordnung, mit mehr als 3000 Spezies. Das Leben dieser Fluginsekten ist kurz, aber nicht so kurz, wie es der Name vermuten lässt. Als Larven leben Eintagsfliegen etwa zwei Jahre im Wasser, bis aus ihnen dann das geflügelte erwachsene Tier schlüpft. Rein biologisch betrachtet ist es deshalb nicht ganz richtig, dass Menschen von einer "Eintagsfliege" sprechen, wenn sie ausdrücken wollen, dass etwas nur von kurzer Dauer ist und keine Zukunft hat - so wie jetzt Anke Rehlinger, Spitzenkandidatin der SPD im Saarland, die die Wahl mit großem Vorsprung gewonnen hat: Der Sonntag habe gezeigt, dass der SPD-Sieg bei der Bundestagswahl im Herbst "keine Eintagsfliege" gewesen sei, sagte sie. Richtig ist aber, dass erwachsene Eintagsfliegen nur sehr kurz leben. Wie kurz, ist von Art zu Art unterschiedlich. Bei manchen Spezies sind es mehrere Tage oder sogar eine Woche, bei anderen sogar nur wenige Stunden oder Minuten; bei Oligoneuriella rhenana, besser bekannt als Rheinmücke, sogar nur 40 Minuten. Allen Arten gemeinsam ist, dass sie weder Mund noch Darm haben. Fressen wäre für Eintagsfliegen reine Zeitverschwendung. Ihr kurzes Leben hat nur ein einziges Ziel: sich fortzupflanzen.

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