Aktuelles Lexikon:Talmud

Der Talmud hat ein charakteristisches Layout: In der Mitte der Text der Mischna, außen herum die Auslegung, die Gemara, und am Rand weitere Kommentare. (Foto: Philippe Lissac/Philippe Lissac/Imago Images)

Eine der wichtigsten Schriften des Judentums, die auch viele weltliche Angelegenheiten regelt.

Von Annette Zoch

Israels designierter Premierminister Benjamin Netanjahu schmiedet derzeit seine rechts-religiöse Koalition und versucht Befürchtungen zu zerstreuen, das Land entwickele sich zur "Theokratie": "Israel wird künftig nicht nach Talmud-Gesetzen regiert", sagte Netanjahu. Der Talmud ist eine der wichtigsten Schriften des Judentums, übersetzt heißt das Wort "Belehrung" oder "Lehre". Nach jüdischer Überlieferung soll Moses von Gott auf dem Berg Sinai nicht nur eine schriftliche Thora, sondern auch eine mündliche Lehre erhalten haben. Diese wurde zunächst auch nur mündlich weitergegeben, bis sie im zweiten Jahrhundert nach Christus verschriftet wurde - dieses Buch wird Mischna (Wiederholung) genannt. Neben der Mischna gehört zum Talmud auch die Gemara (Vollendung), dabei handelt es sich um Kommentare und Auslegungen zur Mischna. Der Talmud ist ein dialektischer Text, in dem beide Textteile miteinander in Dialog treten. Er behandelt zum Beispiel Speisevorschriften, Regeln für Hochzeit, Ehe und Scheidung, Schabbat und Feste, Fasten und rituelle Reinigung, zivil- und schadensrechtliche Fragen und vieles mehr. Im Lauf der Zeit gab es immer wieder antisemitische Angriffe gegen den Talmud - so forderte Martin Luther, den Talmud zu verbrennen, und die katholische Inquisition setzte das Werk auf den Index der verbotenen Bücher.

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