Aktuelles Lexikon:Playmobil-Figur

Playmobil-Lutherfigur mit Feder und Bibel, aber ohne Nase. (Foto: imago classic/imago/epd)

Teil einer Spielzeugwelt, die neben Piratenschiff und Löwenburg auch einen berühmten Reformator hervorbrachte.

Von Joachim Käppner

Es mag nicht so erstaunlich sein, dass in den meisten evangelischen Pfarrhäusern eine Darstellung von Martin Luther zu finden ist. Bemerkenswert erscheint aber, dass es sich dabei sehr häufig um eine rundliche kleine und nasenlose Plastikfigur handelt: Die "Sonderfigur Martin Luther" erschien 2017 zum 500. Jahrestag der Reformation und wurde ein spektakulärer Erfolg. Erfinder von Playmobil war der 2015 verstorbene Unternehmer Horst Brandstätter. Die Produkte der 1974 gegründeten Firma aus Zirndorf bei Nürnberg haben längst Kultstatus, vor allem natürlich bei Kindern, aber auch bei vielen Eltern, sofern sie nicht barfuß auf eines der zahllosen und erstaunlich harten Zubehörteile treten. Erfolgreich war die Firma auch mit historischen Welten wie Ägypten, Römern, Rittern und Löwenburg und Piratenschiff (die Piratenpartei beklagte sich sogar, dass Artikel über sie gern mit den Spielzeugfiguren bebildert wurden), für eine Ausstellung entstand sogar eine römische Legion mit Tausenden Figuren. Zeitgemäß erscheint dagegen eine Diversity-gerechte Bankräuberin mit Sonnenbrille und Pistole. Bei so viel Ruhm müssten die Playmobil-Leute eigentlich ziemlich gute Laune haben. Aber das scheint zu täuschen. Nach einem Riesenkrach mit dem Betriebsrat warf CEO Steffen Höpfner nun hin. Was Martin Luther zu so viel Hader in der Kinderwelt gesagt hätte, muss Spekulation bleiben.

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