ZDF-Spitzenpersonalien:Bettina Schausten wird neue Chefredakteurin

Lesezeit: 2 min

Bettina Schausten, sportlicher Polit-Profi und künftig ZDF-Chefredakteurin. (Foto: Markus Hintzen/ZDF)

So sieht das ZDF des neuen Intendanten Himmler aus: Schausten folgt auf Peter Frey, Nadine Bilke wird Programmdirektorin.

Von Claudia Tieschky

Der neue ZDF-Intendant Norbert Himmler ist seit Mitte März im Amt, an diesem Freitag nun hat der zuständige Verwaltungsrat auf seinen Vorschlag hin die neue Führungsriege im Sender bestätigt - anhand dieser Personalien wird auch deutlich, wie Himmler sich das ZDF künftig vorstellt. Neue Chefredakteurin wird die dem Fernsehpublikum nicht nur wegen ihrer Wahlberichterstattung bestens bekannte Bettina Schausten, derzeit ist sie stellvertretende ZDF-Chefredakteurin und Leiterin der Hauptredaktion Aktuelles. Schausten ist ein extrem schwer zu beeindruckender Polit-Profi und war bisher schon Stellvertreterin von Chefredakteur Peter Frey, der im September in Ruhestand geht. Dennoch ist ihre Beförderung nun weit mehr als eine natürliche Nachfolge: Nach der Kampfkandidatur der ARD-Hauptstadtleiterin Tina Hassel gegen den damaligen Programmdirektor Himmler bei der Intendantenwahl im vergangenen Juli, die Himmler nur dank ihres Rückzugs vor dem dritten Wahlgang gewann, hatten einige ein Komplott befürchtet: Hassel könnte für dieses Platzmachen mit dem ZDF-Chefredakteursposten "abgefunden" werden.

Die Entscheidung für Schausten nun ist nicht nur eine natürliche, sondern auch eine gute Wahl: Frühe Rückschläge wie den Spott über ein missglücktes Christian-Wulff-Interview hat sie sportlich weggesteckt; mit den Jahren wirkte sie eher lockerer, ihr unbeeindrucktes Pokerface in chaotischen politischen Lagen ist im deutschen Fernsehen eine Klasse für sich. Stellvertretende Chefredakteurin wird Anne Gellinek, die derzeit das ZDF-Studio in Brüssel leitet.

Nadine Bilke leitet seit 2018 ZDF Neo, künftig verantwortet sie das gesamte ZDF-Programm. (Foto: Gaby Gerster/ZDF)

Auch für den zweiten wichtigen Posten hat Himmler eine Frau benannt, und die Besonderheit dieser Wahl wird der Öffentlichkeit zwar nichts sagen, sie könnte jedoch im ZDF etwas Aufsehen erregen. Neue Programmdirektorin - und damit Nachfolgerin von Himmler auf dem Posten - wird am 1. Mai Nadine Bilke, Jahrgang 1976, bislang Chefin des Senders ZDF Neo. Auch Himmler leitete einst Neo; aus dem jüngeren ZDF-Ableger bezog er als Programmdirektor die Impulse, um das ZDF-Hauptprogramm zu modernisieren, Jan Böhmermann ist das bekannteste Beispiel. Dass Himmler Bilke nun zur ZDF-Programmchefin macht, legt nahe, dass er diese Modernisierung auch als Intendant weitertreiben will - und dass es bei der Methode bleiben dürfte, die Neo als Pflanzschule für das Hauptprogramm nutzt. Zudem wird sich Bilke durch ihre langjährige Erfahrung als Chefin vom Dienst und Planungschefin in der Hauptredaktion Neue Medien empfohlen haben in Zeiten, in denen die nicht-linearen Ausspielwege immer wichtiger werden, übrigens auch bei der Selbstbehauptung des ZDF gegenüber der ARD, die in ihrer Mediathek gerade mächtig aufholt.

Intendant Norbert Himmler: Spitzenjobs an Frauen. (Foto: Tim Thiel/ZDF)

Dass der neue Intendant für beide frei werdenden Spitzenjobs Frauen benannt hat, soll sicher auch als Zeichen verstanden werden. Das ZDF hat Nachholbedarf in Sachen Parität in der Geschäftsführung; in einem offenen Brief kritisierten mehr als 200 Frauen im vergangenen Dezember eine "patriarchalisch geprägte Unternehmenskultur". Der von Himmler geförderte Frank Zervos, Leiter der Hauptredaktion Fernsehfilm/Serie I, unter dessen Betreuung kürzlich Die Wannseekonferenz entstand und im kommenden Jahr Frank Schätzings Der Schwarm gezeigt werden soll, wird mit dem Posten der stellvertretenden Programmdirektion aufgewertet. Die Funktion hatte in den vergangenen Jahren die Chefin Hauptredaktion Fernsehfilm/Serie II, Heike Hempel, inne, die freilich dank Erfolgsproduktionen wie Ku'damm nicht nur ZDF-intern derartiges Renommée hat, dass sie niemandem mehr etwas beweisen muss.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusIntendantenwechsel im ZDF
:Der Ruderer geht von Bord

Nach zehn Jahren hört Thomas Bellut als ZDF-Intendant auf. Zum Schluss noch ein Wort zu politischem Einfluss im Sender und ein Geständnis zu "Wetten, dass..?"

Von Claudia Tieschky

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: