ZDF:Hetzjagd durchs Höllental

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Rechtsanwalt stellt Bergführerin: Hans Sigl und Marleen Lohse. (Foto: Bernd Schuller/ZDF)

"Bergdoktor" Hans Sigl wirkt in einem Entführungsthriller ziemlich überfordert.

Von Kathrin Hollmer

Klaus Burg ist ein Klischee von einem Münchner Anwalt: Mit seinem Maserati brettert er durch die 30er-Zone, die 17-jährige Tochter Alina (Leonie Wesselow) hat er in ein Luxus-Internat abgeschoben, nachdem sie beim Koksen erwischt worden war. Am Telefon brieft ihn seine Sekretärin über eine Fünf in Französisch und die Klassensprecherwahl. Mit einem teuren Mountainbike und einem gemeinsamen Wellness-Wochenende kauft der Witwer sich sein Gewissen frei. Bis Alina im Wellnesshotel vom Spa-Termin nicht wiederkommt und als einzige Spur eine Blutlache im Bad ihrer Hotelsuite hinterlassen hat.

Wenn das eigene Kind in Gefahr ist, soll man ja übermenschliche Kräfte entwickeln, um es in Sicherheit zu bringen. Im ZDF-Film Flucht durchs Höllental hätte dem Anwalt Klaus Burg, gespielt von Bergdoktor-Darsteller Hans Sigl, etwas weniger Übermenschliches gut gestanden: In anderthalb Tagen soll er seine Tochter aus den Fängen der Mafia befreien. US-Schauspieler Liam Neeson hatte immerhin 96 Stunden Zeit, als seine Tochter im gleichnamigen Film entführt wurde. Burg ist außerdem auf der Flucht vor der Polizei. Weil er zuvor im Frühstücksraum mit seiner Tochter gestritten hat, ist er selbst verdächtig.

Als er einen Anruf von den Entführern erhält, flieht er, um seinen Mandanten Georg Wendt (Christian Redl) zu finden. Der hat sich mit der Mafia angelegt und Dokumente gestohlen. Wenn Burg sie nicht wiederbeschafft, soll Tochter Alina sterben.

Der Regisseur und Drehbuchautor Marcus O. Rosenmüller setzt seit 2014 fürs ZDF die Taunuskrimis in Szene. Die sind von wechselnder Qualität - Hochglanz zwar, aber teilweise eindimensional und überladen. Wie diese Waldkrimis sind auch in Flucht durchs Höllental die Landschaftsbilder vom Fuße des Zugspitzmassivs, eingefangen von der Kamera von Peter Joachim Krause, spektakulär. Der Thriller selbst ist allerdings platt, was an der überzeichneten Hetzjagd durch das Höllental liegt, und daran, dass man Hans Sigl die gewollte Action schlicht nicht abkauft. Als aus der Form gekommener Anwalt auf der Flucht - und daraus besteht quasi der ganze Film - wirkt er überfordert, ohne dass das thematisiert wird. Stattdessen entwischt er in einer atemlosen Flucht Hundestaffeln und Hubschraubern, bevor das kitschige Ende naht.

Flucht durchs Höllental , ZDF, Montag, 20.15 Uhr, in der Mediathek ab Freitag.

© SZ vom 20.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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