Intendanten müssen reden können. Von Singen steht nichts in ihrer Aufgabenbeschreibung, weshalb es verwundert, wenn WDR 4 den singenden Tom Buhrow ankündigt. Als Roadtrip verkauft die Oldiewelle eine knappe Stunde, in der das WDR-Funkhausorchester und der WDR-Rundfunkchor mit dem Chef des Hauses Klassiker der US-Musikgeschichte präsentieren, vor allem Songs von Bob Dylan. Von Buhrow weiß man, dass er ein riesengroßer Fan des Literaturnobelpreisträgers ist. Man weiß auch, dass er zehn Jahre USA-Korrespondent war. Ab Sonntag weiß man auch, wie er singt. Aufgenommen wurde das am 14. September im Kölner Funkhaus. Ohne große Werbung. Auch nach der Veranstaltung gab es kaum Hinweise auf die Troubadix-Versuche des Hausherren. Buhrow moderiert lässig, erzählt, was die Songs so aussagen wollen.
Als Möchtegern-Crooner müht er sich niedlich am Frank-Sinatra-Klassiker "Why Try To Change Me Now" ab, was bei ihm ein bisschen wirkt, als versuche da ein Fünfjähriger mit Charme klarzumachen, dass er nun mal ist, wie er ist. Buhrows Stimme tönt durchweg ein bisschen zu clean und untrainiert, so wie frisch gewaschen, was besonders auffällt, wenn er sich an den Bob-Dylan-Songs Slow Train und Silvio versucht. Da müht er sich hörbar, so zu singen, dass auch jeder den Text versteht. Er ist halt ein großer Vermittler, Moderator und Diplomat. Dass die Lieder im Original von Dylans Knarzigkeit und seiner Art der phonetischen Vernachlässigung leben, fällt da unter den Tisch. Buhrow bleibt sauber. Er kann nicht anders. Vielleicht nützt ihm solch ein Auftritt in Sachen Eigen-PR, weil nun alle wissen, dass er als Intendant so viel besser wirkt als vor dem Gesangsmikrofon.
Klassik Populär: Roadtrip , WDR 4, So. 19 Uhr.