Vorwurf des Geheimnisverrats:Reuters-Journalisten in Myanmar zu sieben Jahren Haft verurteilt

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  • Wegen Verrats von Staatsgeheimnissen sind in Myanmar zwei Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters zu langen Haftstrafen verurteilt worden.
  • Reuters sowie westliche Staaten äußerten sich kritisch über das Urteil.

Zwei Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters sind in Myanmar wegen eines Verstoßes gegen ein Gesetz zu Staatsgeheimnissen zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Das teilte das zuständige Gericht mit. Wa Lone und Kyaw Soe Oo waren im Dezember festgenommen worden. Die Journalisten arbeiteten an einer Geschichte über die Ermordung von zehn Männern und Jungen, die der muslimischen Minderheit der Rohingya angehörten.

Die Staatsanwaltschaft hatte den Männern vorgeworfen, gegen ein Gesetz zu Staatsgeheimnissen verstoßen zu haben, das noch aus der Kolonialzeit stammt. Richter Ye Lwin sagte in seiner Begründung, auch auf den Handys der Reporter seien geheime Dokumente gefunden worden. Beide hätten auch zuvor schon "viele Male versucht, an geheime Dokumente zu kommen".

Die Journalisten wiesen die Vorwürfe zurück. Sie sagten, sie hätten Geheimdokumente weder erbeten noch wissentlich besessen. Die Polizei habe ihnen eine Falle gestellt. Wa Lone sagte auch am Montag: "Ich habe nichts Unrechtes getan."

Ein Polizist hatte im April ausgesagt, er habe die Journalisten bei ihren Recherchen in eine Falle gelockt. Ein Polizeichef habe angeordnet, eine Verabredung mit dem Reporter zur Übergabe geheimer Dokumente zu arrangieren. Zudem habe es den Befehl gegeben, Wa Lone unmittelbar nach dem Treffen in einem Restaurant festzunehmen.

Reaktionen auf das Urteil

Reuters-Chefredakteur Stephen Adler sprach nach der Verurteilung seiner Mitarbeiter von einem traurigen Tag für Myanmar, die beiden Journalisten und die Presse insgesamt. Wa Lone und Kyaw Seo Oo seien aufgrund "falscher Beschuldigungen", die dazu dienten, sie mundtot zu machen, verurteilt worden.

UN-Vertreter Knut Ostby äußerte sich "enttäuscht". "Beide sollten zu ihren Familien zurückkehren und ihre Arbeit weitermachen dürfen", sagte er. Auch der US-Botschafter sowie der britische Botschafter in Myanmar äußerten sich Reuters zufolge kritisch über die Verurteilungen. Sie seien "äußerst beunruhigend für jeden, der sich hier so hart für Pressefreiheit eingesetzt hat", sagte demnach US-Botschafter Scot Marciel. Der Brite Dan Chugg sagte, er spreche im Namen der britischen Regierung und der EU-Mitgliedsstaaten, dass diese "extrem enttäuscht von dem Urteil" seien.

Weltweit hatten sich Prominente und Politiker für die Freilassung der beiden Journalisten eingesetzt. In der myanmarischen Metropole Yangon (Rangun) hatten Reuters zufolge am Wochenende Dutzende Menschen für die Freilassung der beiden Journalisten demonstriert.

© SZ.de/AP/dpa/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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