US-Serie "Wayward Pines":Hier ist doch was faul

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Was ist los in Wayward Pines? Special Agent Ethan Burke (Matt Dillon) ermittelt. (Foto: FOX)

Seit "The Sixth Sense" gilt M. Night Shyamalan als Meister des großen Twists. Auch bei seiner neuen Serie wartet der Zuschauer auf die geniale Wendung. Und erlebt eine böse Überraschung.

Von Robert Gast

Etwas stimmt nicht in Wayward Pines. Das merkt Special Agent Ethan Burke (Matt Dillon) schnell, als er nach einem Autounfall im Krankenhaus der Kleinstadt im US-Bundesstaat Idaho aufwacht. Klar, draußen sieht alles friedlich aus: Es gibt einen Spielwarenladen, viele Kiefern und ein hübsches Bergmassiv am Horizont. Aber die unheimlich lächelnde Krankenschwester (Melissa Leo) will Burke einfach nicht telefonieren lassen. Und der Sheriff interessiert sich mehr für die Rosinen in seiner Eistüte als für die Leiche, die Burke in einem Haus entdeckt hatte. Selbst der Ventilator wirkt irgendwie verdächtig, wenn die Kamera auf die rotierenden Blätter zoomt.

Die Spießeridylle, in der Verstörendes passiert - das soll natürlich an Twin Peaks erinnern. Der US-Fernsehsender Fox bewirbt seine neue Serie Wayward Pines mit der Ähnlichkeit zu David Lynchs Kultserie. Verantwortlich für die zehn Episoden, die von diesem Donnerstag an auch im deutschen Pay TV laufen, ist niemand Geringerer als M. Night Shyamalan. Der wurde 1999 berühmt mit dem Kinofilm "The Sixth Sense", der die Zuschauer mit einer genialen Schlusswendung verzückte. Seitdem ist der große unvorhersehbare "Twist" Shyamalans Markenzeichen - der ihm jedoch nie wieder so überzeugend gelang wie in dem Film über den Jungen, der Geister sehen kann.

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Nun versucht sich Shyamalan an einem Stoff, den er nicht selbst geschrieben hat. Die Geschichte von Wayward Pines basiert auf einer zwischen 2012 und 2014 erschienenen Buchtrilogie des US-Schriftstellers Blake Crouch. Die Bücher könnten allerdings auch von Shyamalan selbst stammen. Zumindest erinnert die Idee hinter der Geschichte verblüffend stark an dessen Kinofilm "The Village" (2004). Auch darin geht es um ein Dorf, aus dem es für die Bewohner kein Entkommen gibt - ein Plot mit Potenzial, doch das Ende frustrierte viele Zuschauer.

Alles nur ein Experiment der Regierung?

So ähnlich ist es auch bei Wayward Pines. Es macht Spaß, Ethan Burke dabei zuzusehen, wie er das Geheimnis der skurrilen Kleinstadt lüftet. Mit großem Aufwand haben die Serienmacher die aus der Zeit gefallene Hinterwäldersiedlung in Szene gesetzt. Geschickt spielt die Serie mit der Frage, warum die Bewohner den Ort nicht verlassen wollen. Oder können. Halluziniert Burke nur? Will ihn ein missgünstiger Kollege in der Provinz kaltstellen? Alles nur ein Experiment der Regierung?

Man hätte diese Suche nach der Wahrheit zwar subtiler erzählen können, vielleicht ohne die böse Lehrerin, die früher Hypnotiseurin war. Und ohne dass die Kleinstadtspießer gleich in der zweiten Folge einer Abweichlerin auf einer Dorfversammlung die Kehle durchschneiden. Aber man schaut weiter, in der Hoffnung, dass das haarsträubende Verhalten der Bewohner von Wayward Pines irgendwann schlüssig erklärt wird.

Die große Auflösung gibt es dann zur Halbzeit. So viel sei verraten: Statt in einer David-Lynch-Hommage wähnt sich der Zuschauer plötzlich im Zombieuniversum von The Walking Dead. Das Wesen einer guten Überraschung besteht ja darin, dass man sie nicht kommen sieht. Oder dass sie so schön ist, dass man es nicht schlimm findet, wenn sie einen kalt erwischt.

Wenn keines von beidem zutrifft, dann ist etwas faul.

Wayward Pines, donnerstags, 21 Uhr, auf dem Pay-TV-Sender FOX

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