Spielfilmtipps zum Jahreswechsel:Mehr Anarchie

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Jeder nur ein Kreuz: Szene aus "Das Leben des Brian". (Foto: RTL II)

"Das Leben des Brian", "Der Stadtneurotiker", "Findet Nemo" und "Vom Winde verweht": die Spielfilmtipps zum Jahreswechsel.

Von Stefan Fischer

Das Leben des Brian

Komödie, RTL 2, Samstag, 20.15 Uhr

Das Kino ist mehr als andere die Kunstform der Enthemmung. In besonderen Momenten führt solche Anarchie zu großer Komik, gespeist aus einer manchmal gesteuerten, oft aber unkontrollierbaren Zerstörungskraft. So staats- wie religionszersetzend und dabei zeitlos erzlustig wie Das Leben des Brian der Monty-Python-Komiker ist wenig. Gleich hintendrauf marodiert, demselben Geist und Ensemble entsprungen, der Ritter der Kokosnuss durchs Mittelalter (RTL 2, Samstag, 22.05 Uhr). Kaum ein Stein bleibt auch auf dem anderen in dem Crash-Roadmovie Blues Brothers (Kabel 1, Samstag, 20.15 Uhr), im kulinarischen Massaker Brust oder Keule mit Louis de Funès (Nitro, Samstag, 22.10 Uhr) sowie in der Mutter aller Katastrophenfilme, Blake Edwards' Der Partyschreck mit Peter Sellers (Das Erste, Nacht zu Neujahr, 2.10 Uhr und One, Neujahr, 20.15 Uhr).

Der Stadtneurotiker

Komödie, One, Silvester, 21.15 Uhr

Es war eine der besten Filmideen, die Woody Allen je hatte: nämlich der neurotischen Figur, die er selbst wie so oft spielen würde, eine zweite Figur gegenüberzustellen, die diesem Allen-Charakter in Sachen Neurosen allemal das Wasser reichen kann. Auf diese Weise hat das seelische Irrlichtern dieses Alvy Singer einen Fokus bekommen, es konzentriert sich auf Annie Hall (nach ihr heißt der Film auch im Original), gespielt von Diane Keaton. Und wird von Annie reflektiert, gekontert, unterlaufen, übersteigert. Alvy Singer und Annie Hall, das ist eine Beziehung, die nicht halten kann, die beiden schadet, von der sie aber auch nicht loskommen. Und die so ungestüm ist und außerdem so dermaßen auf Augenhöhe ausgefochten wird, dass man beide nur darum beneiden kann. Allem zum Trotz.

Findet Nemo

Animation, RTL, Samstag, 15.05 Uhr

Die Suche nach dem ausgebüxten Clownfisch-Teenager Nemo durch ein Fischweibchen mit fatalen Gedächtnisschwächen ist längst ein Klassiker des Trickfilms; ein Abenteuer, das die Generationen überdauert, bislang zumindest. Eher nur ein Anhängsel indessen bleibt die Fortsetzung Findet Dorie - wobei es nur fair ist, dass die verschusselte Dorie nach ihrem heldenhaften Einsatz bei der Suche nach Nemo selbst auch einmal in die erste Reihe schwimmt und sich andere um sie kümmern. An diesem Wochenende gibt es das Double Feature (RTL, Samstag, 16.55 Uhr). Wiederum alle Ice Age-Filme am Stück - das wäre mehr als abendfüllend. Nach dem Auftakt-Abenteuer der drei ungleichen Freunde (RTL 2, Silvester, 20.15 Uhr) läuft aber immerhin noch Ice Age 4 - Voll verschoben (21.50 Uhr).

Vom Winde verweht

Arte, Neujahr, 20.15 Uhr

Eine Frau - anpackende Südstaaten-Schönheit - zwischen mehreren Männern, der es vom Schicksal nicht vergönnt ist, den richtigen zu erkennen. Ihre Gefühle - die alles umschlingende Liebe, der tief sitzende Hass - visualisieren sich in einer Orgie aus farbsattem Technicolor. Den Film würde man heute so nicht mehr drehen können, wie Victor Fleming das 1939 getan hat; die rassistischen Klischees, derer er sich bedient hat, würde man ihm nicht mehr durchgehen lassen. Insofern schadet es keineswegs, den Film kritisch zu sehen - doch sehen sollte man ihn unbedingt (einmal wieder). Wegen der dann eben doch epochalen Geschichte, der prägenden inner- und uramerikanischen Konflikte und der schicksalsträchtigen Lebensumstände etlicher Figuren. Und nicht zuletzt: weil er verdammt gut erzählt und gespielt ist.

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