TV-Tipps zum Wochenende:Herrenträume

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Ach, Tadzio: Der alternde Komponist Aschenbach (Dirk Bogarde) kämpft in Venedig gegen die eigene Vergänglichkeit an. (Foto: Warner Bros.)

"Der Tod in Venedig", "Bombshell", "Public Enemies" und "Le Train": In den besten Filmen des Fernsehwochenendes gefallen Männer sich in ihren Rollen. Manche macht das blind.

Von Niklas Elsenbruch

Der Tod in Venedig

Drama, Arte, Montag, 20.15 Uhr

Sechzig Jahre nachdem Thomas Mann seine Novelle veröffentlicht hatte, adaptierte sie Luchino Visconti 1971 bild- und klanggewaltig fürs Kino: Der berühmte Komponist Gustav Aschenbach (Dirk Bogarde) flieht aus einer Schaffenskrise nach Venedig. Der morbide Charme der Stadt spiegelt seine Konfrontation mit der eigenen Vergänglichkeit. Da fesselt Tadzio, ein jugendlicher Knabe von antiker Schönheit, seine Aufmerksamkeit. Aschenbach verliert sich zusehends in der platonischen Erotik seiner Fantasie. Nichts kann ihn davon abbringen - auch nicht die grassierende Cholera. Im Anschluss läuft die Dokumentation Der schönste Junge der Welt (22.20 Uhr) über Björn Andrésen, den Darsteller des Tadzio. Seine Rolle, die ihn im Alter von 16 Jahren weltberühmt machte, entpuppte sich als schwere Hypothek.

Public Enemies

Gangsterfilm, ZDF Neo, Samstag, 20.15 Uhr

Nach einer wahren Geschichte: In den frühen Dreißigerjahren rufen die USA den "Krieg gegen die Kriminalität" aus. Zum ersten "Staatsfeind Nr. 1" in der Geschichte des Landes wird John Dillinger, im Film gespielt von Johnny Depp. Nachdem der Bankräuber aus dem Gefängnis ausbricht und weiter sein Unwesen treibt, nimmt das FBI die Verfolgung auf. Dillinger entzieht sich mit der List und Nonchalance eines selbststilisierten Robin Hood. Als er sich in die charmante Billie (Marion Cotillard) verguckt, tritt eine neue, romantische Facette seines Charakters zutage. Zugleich macht ihn die Verbindung anfällig. Michael Manns Regiearbeit fängt dieses Kapitel amerikanischer Geschichte in epischen Bildern ein - die mit der Digitalkamera aufgenommen wurden. Ein Drehort war das historische Versteck Dillingers, das Waldhaus Little Bohemia in Wisconsin.

Le Train

Drama, Arte, Sonntag, 20.15 Uhr

1940: Einmarsch der Nazis in Frankreich. Der Radiomechaniker Julien (Jean-Louis Trintignant) wird von Frau und Kind getrennt. Im Fluchtzug nach La Rochelle begegnet er der rätselhaften Anna (Romy Schneider). Die beiden kommen einander inmitten der Kriegswirren näher; zu Annas Schutz gibt Julien sich sogar als ihr Mann aus. Jedoch trennen sich ihre Wege, als Julien und seine Familie wieder vereint werden. Einige Jahre später sucht ihn die Gestapo auf: Sie haben Anna aufgegriffen, seine vermeintliche Frau. Julien steht vor einem abgründigen Dilemma. Mit Le Train adaptierte der Regisseur Pierre Granier-Deferre zum wiederholten Mal einen Roman von Georges Simenon. Durch ihr subtiles und bewegendes Spiel legen die Hauptdarsteller die fragile Spur vom Glück und der Freiheit einer zum Scheitern verurteilten Liebe.

Bombshell

Drama, ZDF, Montag, 22.15 Uhr

Fox-Moderatorin Gretchen Carlson (Nicole Kidman) wehrt sich 2016 gegen ihren sexuell übergriffigen Vorgesetzten Roger Ailes, den langjährigen Chef des Nachrichtensenders. Der feuert sie unter dem Vorwand schlechter Einschaltquoten. Carlson verklagt ihn und startet eine öffentliche Kampagne. Werden ihre Kolleginnen ihr zur Seite springen? Der Film orientiert sich an einer wahren Geschichte. Ailes wurde schließlich von Fox-Besitzer Rupert Murdoch entlassen, nachdem ihm weitere Angestellte sexuelle Belästigung vorwarfen - unter anderem die Moderatorin Megyn Kelly, im Film gespielt von Charlize Theron. Kelly ist ihrerseits eine komplexe Figur: Sie erntete Anerkennung, als sie Donald Trump 2015 kritisch zu dessen Frauenfeindlichkeit befragte. Gleichzeitig stand sie wiederholt wegen rassistischer Äußerungen in der Kritik.

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