Spielfilmtipps zum Wochenende:Kämpfer und Träumer

Lesezeit: 2 min

Selbst obdachlos, hat der Musiker Llewyn Davis (Oscar Isaac) irgendwann auch noch eine herrenlose Katze am Hals. (Foto: Alison Rosa/ZDF)

"Inside Llewyn Davis", "Heiße Grenze", "The Rhythm Section", "Zwei an einem Tag" und "Million Dollar Baby": die Filme zum Wochenende.

Von Fritz Göttler

Inside Llewyn Davis

Musikfilm, 3sat, Samstag, 23.30 Uhr

Der stillste und träumerischste Film der sonst ein wenig schrillen Brüder Ethan und Joel Coen, von 2003. Oscar Isaac als Folkmusiker in New York, Anfang der Sechziger, knapp vor Dylans Durchbruch. Isaac singt selbst als Llewyn Davis, bleibt aber ohne Erfolg - und ohne Obdach, muss bei Freunden unterkommen. Plötzlich hat er auch noch eine ebenso obdachlose Katze am Hals. Alle finden magisch zu sich selbst in dem Film. Carey Mulligan, Llewyns Ex (und von ihm schwanger), singt mit ihrem Mann, Justin Timberlake, "500 Miles". Einmal fährt Llewyn mit nach Chicago, im Wagen hockt John Goodman, bewährt in vielen Coen-Filmen. Llewyn erzählt vom Selbstmord eines Freundes, und Goodman knurrt: "Keiner springt von der George Washington Bridge, man springt von der Brooklyn Bridge. Aus Tradition."

Heiße Grenze

Western, Arte, Sonntag, 20.15 Uhr

Ein Western mit ganz eigenem Rhythmus, 1959, von Robert Parrish, der viele Jahre bei John Fords Filmen den Schnitt besorgte. Der Anfang ist stimmig wie beim Meister, dann fängt der Film an zu hinken, mit Absicht, fast graziös. Robert Mitchum kommt aus Mexiko über den Rio Grande, in der Grenzstadt scheut sein Pferd und stürzt, er bricht sich den Fuß, und man sieht ihn eine halbe Stunde lang auf Krücken. Er verliebt sich in Julie London, Frau des Fort-Kommandanten, die Besatzung besteht aus schwarzen Soldaten. Er geht nach Mexiko zurück, wo er Leibwächter eines fiesen Gouverneurs ist. Sein Pferd heißt Lagrimas, ein schwarzer andalusischer Hengst, der alle Stuten verrückt macht. Nach einem Roman von Tom Lea, der Maler und Muralist war und im Film einen Barbier spielt. Ein moderner Film, schwärmte Bertrand Tavernier, ein road movie wie von Wim Wenders.

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The Rhythm Section

Rachethriller, RTL, Sonntag, 22.10 Uhr

Kämpfende Frauen sind gar nicht mehr selten im Kino. Stephanie ist ganz unten, ein Junkie,Geld besorgt sie als Prostituierte. Ihre Familie wurde bei einem Flugzeugabsturz getötet, ein Bombenattentat. Sie reißt sich zusammen, will den Mörder finden. Blake Lively ist Stephanie im Thriller der Filmemacherin Reed Morano, 2020. Trainiert für den Job wird sie von Jude Law, einem ausgemusterten MI6-Agenten, in einem eiskalten schottischen Bergsee wird sie wiedergeboren. Hilary Swank wird als Boxerin trainiert von Clint Eastwood in Million Dollar Baby, 2004 - er führte auch Regie. Die Beziehung hilft ihm aus seiner Einsamkeit, er schenkt ihr einen Trainingsmantel, auf dem steht: "Mein Darling, mein Blut", auf Gälisch. Es gab Oscars für Hilary Swank und Co-Star Morgan Freeman, und einen für Eastwoods Regie (Sat 1, Sonntag, 23.05 Uhr).

Zwei an einem Tag

Melodram, One, Samstag, 20.15 Uhr

Ein Melodram in Reinform, eine Geometrie der Liebe und des Begehrens, 2011, von Lone Scherfig. Zwei Menschen, zwei Lebenslinien, zwei Parallelen, die immer wieder sich ganz nahe kommen, aber sich nie schneiden. Emma und Dexter (Anne Hathaway, Jim Sturgess) verbringen eine Nacht - es ist der 15. Juli 1988 - zusammen in der Uni von Edinburgh, dann aber treibt es sie fort, nach London oder Paris, in TV- und Schreib-Karrieren, nur an besagtem Juli-Tag treffen sie sich immer wieder. Kurz vor der Trennung stehen auch Rosamunde Pike und David Tennant im Familienmelodram Ein Schotte macht noch keinen Sommer, 2014, von Andy Hamilton und Guy Jenkin. Der Opa hat Geburtstag, sein letzter, er hat Krebs. Die Kinder sorgen für heilsames Chaos und einen würdigen Wikingerabschied (Das Erste, Nacht zu Montag, 0.35 Uhr).

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