Spielfilmtipps zum Wochenende:Rebellen

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Ed Crane (Billy Bob Thornton) lebt in einer verschlafenen kalifornischen Kleinstadt Ende der 40er-Jahre, wo ein Tag wie der andere dahinplätschert. (Foto: ARD Degeto)

"The Man Who Wasn't There", "I, Robot", "Parasite" und "Klondike": die Fernsehtipps zum Wochenende.

Von Stefan Fischer

Der unauffällige Mr. Crane

Tragikomödie, One, Samstag, 20.15 Uhr

Ein Film, der doppelt in der Vergangenheit lebt: Inhaltlich bewegt er sich durch die Fünfzigerjahre in der amerikanischen Provinz. Aber auch ästhetisch und rhythmisch passt er nicht in jene andere Zeit kurz nach der Jahrtausendwende, in der ihn Joel und Ethan Coen gedreht haben; mit seiner Gemächlichkeit des Erzählens, der Bilder und mit der Schwarz-Weiß-Optik. Dennoch ist der Film, wie so oft bei den beiden Brüdern, auf den Punkt richtig. Weil er mit großem Gespür und Geschick von etwas sehr Grundsätzlichem erzählt: den Träumen eines Menschen - er ist der Friseur in diesem Ort -, der jedoch nur immer weiter in sein Unglück hineingerät. Joel und Ethan Coen sowie ihr Hauptdarsteller Billy Bob Thornton erzählen das in einer speziellen Balance aus Warmherzigkeit und Fiesheit, aus Traurigkeit und Witz. Ohne, und das ist das Beste, alles auszuerzählen.

I, Robot

Science-Fiction, Sat 1, Samstag, 22.25 Uhr

Der Mensch traut seinen eigenen Schöpfungen nicht über den Weg: Er hat sich nützliche Helfer erfunden für lästige Aufgaben. Diese Roboter backen in der nahen Zukunft des Jahres 2035 Kuchen oder tragen ihren Besitzern vergessene Geldbörsen nach. Aber da ist die Furcht, dass diese Maschinen nicht bloß willenlos Befehle ausführen, sondern eine eigene Agenda verfolgen, die in Widerstand und Rebellion münden könnte. Auch steht ein Roboter im Verdacht, einen Menschen ermordet zu haben. Del Spooner (Will Smith) ermittelt in dem Fall, und das Misstrauen ist tief eingegraben in die Psyche dieses Polizisten. Sie trägt Züge einer Paranoia, die ihren Ursprung kurioserweise in einem Unfall hat, bei dem ein Roboter ihm das Leben gerettet hat. Letztlich kämpft Spooner dagegen an, dass in einer automatisierten Welt die Gefühle und die Träume verloren gehen.

Parasite

Thriller, Das Erste, Nacht zu Montag, 0.05 Uhr

Unten und oben in der sozialen Hierarchie, das ist in Bong Joon-hos oscarprämiertem Film schon in der Stadtarchitektur angelegt. Familie Kim lebt im Souterrain in einem schäbigen Viertel von Seoul, die Fenster nur knapp über Straßenniveau. Durch die bekommen die Kims Menschen zu sehen, die an ihre Hauswand pissen. Oben wohnt Familie Park, ein großes Anwesen auf einem Hügel, modernistisch bebaut. Bong Joon-ho bringt diese beiden Welten gegen jede Wahrscheinlichkeit zusammen, erzählt jedoch nicht eine klassische sozialkritische Geschichte über Ausbeuter und ihre Opfer. Tendenziell sind eher die Kims die Raffinierteren und Skrupelloseren. Doch der Regisseur wendet seine dynamische Erzählung ohnehin immer wieder auf überraschende und vor allem hellsichtige Weise, das ist die große Stärke des Films.

Klondike

Kriegsdrama, 3sat, Samstag, 23.40 Uhr

Eine ukrainisch-türkische Koproduktion ist dieser Film, aus der jüngsten Vergangenheit, die immer noch Gegenwart ist. Die Regisseurin Maryna Er Gorbach erzählt eine fiktive und doch fest in der Realität verankerte Geschichte über den Krieg Russlands gegen die Ukraine, der für sie nicht erst mit dem russischen Einmarsch im Februar vor zwei Jahren begonnen hat. Ausgangspunkt ist der Abschuss des Malaysia-Airlines-Flugzeugs über der Ukraine im Sommer 2014. Die Trümmer gehen in unmittelbarer Nachbarschaft der beiden Hauptfiguren nieder, die ohnehin im Schussfeld dieses Krieges leben, der seit einem Jahrzehnt ausgefochten wird. Eine Hauswand ist eingestürzt und gibt den Blick frei auf das Schlachtfeld. Klondike ist Familien- und Kriegsdrama in einem, das lässt sich in der Ukraine nicht mehr voneinander trennen.

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