Spielfilmtipps zum Wochenende:Sinnlich und verletzend

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Seine Nachforschungen bringen den smarten Privatdetektiv Jake Gittes (Jack Nicholson) auf die Spur eines skrupellosen, geld- und machtgeilen Millionärs. (Foto: imago stock&people)

"Chinatown", "Der Pate 2", "Die Braut, die sich nicht traut", "Ring" und "Es": die Filme zum Wochenende.

Von Milan Pavlovic

Chinatown

Krimi, MDR, Samstag, 23.40 Uhr

Jake Gittes, einst Polizist, jetzt Privatschnüffler, ist einer der herausragenden Charaktere der Filmgeschichte: smart, eitel, ingeniös, frech, wagemutig und pointiert, steckt er seine Nase in fremde Sachen, hier mit schmerzlichen Konsequenzen. Denn auch für ihn gibt es Grenzen, politisch und topografisch, himmlisch auf den Punkt gebracht durch den Satz: "Forget it, Jake - it's Chinatown!" Der kleine Fall, den Jake (Jack Nicholson) annimmt, wächst sich 1937 zu einer verzwickten Intrige mit fatalen Folgen aus. Sinnlich und verletzend, war dieser elegante Krimi die erste (und beste) Produktion des eitlen Hollywood-Beaus Robert Evans, eine Sternstunde der Traumfabrik - und trotzdem nur mit einem Oscar (für Robert Townes Script) bedacht. Es gibt zu Recht mehrere Bücher über Chinatown (und Evans), einige fast genauso mitreißend wie der Film selbst.

Der Pate 2

Mafia-Krimi, ZDF, Nacht zu Sonntag, 1.05 Uhr

Aber wer konnte Chinatown besiegen? In einer fiesen Fügung für Robert Evans war es die Fortsetzung jenes Films, den er erst möglich gemacht hatte: Nachdem Evans Der Pate 1 nach nie ganz bestätigten Behauptungen im Schneideraum gerettet hatte, behandelte ihn Regisseur Francis Coppola fortan wie einen Feind. Der Pate 2 wurde auch ohne Evans ein Jahrhundertwerk - und Vorläufer für einen späteren Trend: Er ist Prequel und Sequel zugleich, weil er die Mafia-Geschichte der Familie Corleone in der Vergangenheit ausbaut und kunstvoll mit der Gegenwart verzahnt. Robert De Niro ist der junge Don Vito, und Al Pacino hat einige seiner stärksten (und härtesten) Momente - wobei nichts so brutal ist wie sein Umgang mit seinem Bruder Fredo und seiner Frau Kay (Diane Keaton). Selten wurde es einem bei einem Film so kalt wie hier.

Die Braut, die sich nicht traut

Romantische Komödie, RTL, Sonntag, 14 Uhr

Fast zehn Jahre dauerte es, bis die Hauptdarsteller und der Regisseur von Pretty Woman ein Script fanden, das ihnen allen zusagte. Die Story von Runaway Bride (Originaltitel) ist eine halbwegs geschickte Variation des Erfolgsfilms: Diesmal ist Richard Gere ein zynischer Reporter aus der Metropole, der in einem Provinznest zwischen all den kauzigen Kleinstädtern das Leben und die Liebe neu entdeckt, während er Maggie (Julia Roberts) begreiflich macht, warum sie so große Angst vor dem Altar hat, dass sie ihn schon bei drei verschiedenen Männern fluchtartig in letzter Sekunde verließ. Der Kontrast zwischen Dorf und Weltstadt führt zu Erinnerungen an die ersten Crocodile Dundee-Filme, aber die sollte man vielleicht nicht vertiefen, um Zuschauer nicht auf falsche Gedanken zu bringen. Runaway Bride ist besser: eine närrische Komödie mit Star-Charakter.

Ring

Horror, ZDF Neo, Samstag, 22 Uhr

Soll bloß niemand sagen, er sei nicht gewarnt worden. Ring ist ein starker Horrorfilm - aber dass er das filmische Äquivalent zu einem Kettenbrief ist, blieb meistens unerwähnt. Abergläubische sollten sich deshalb gleich doppelt vor diesem Werk wappnen: Die scheinbar kleine Recherche einer Journalistin (toll: Naomi Watts) über das Geheimnis einer Videokassette ist verflucht spannend, und am Ende tut niemand etwas gegen die Suggestion, dass es den Zuschauern so ergehen könnte wie etlichen Charakteren, wenn sie diesen Film nicht weiterempfehlen. Also: Ring ist eine Genrearbeit, wie man sie nur selten sieht. Grusel der besseren Art bietet auch die King-Adaption Es (Pro Sieben, Nacht zu Montag, 1.40 Uhr). Aber Achtung: Die Fortsetzung, Es: Kapitel 2 (Pro Sieben, Sonntag, 22.25 Uhr), ist aus einem anderen Grund grausig - wegen mieser Qualität.

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