Spielfilmtipps zum Wochenende:Verratene Loyalität

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Jeder für sich: Floriane Daniel und Heino Ferch brillieren in Tom Tykwers "Winterschläfer" als Paar, das sich immer weniger zu sagen hat. (Foto: United Archives/X-Filme/Imago)

"Winterschläfer", "Shaun of the Dead", "Wild Christmas", "Der Tiger von Eschnapur" und "Das indische Grabmal": die Filmtipps zum Wochenende.

Von Milan Pavlovic

Winterschläfer

Drama, One, Nacht zu Montag, 0.35 Uhr

So brillant seine Ideen und Umsetzungen für die TV-Extravaganza Babylon Berlin sind, so sehr vermisst man Tom Tykwer als Kinoregisseur. (2016 lief sein sträflich unterschätztes Wüstendrama Hologramm für den König.) Umso schöner, wenn man sein Frühwerk Winterschläfer nachholen / überprüfen kann. Er begleitet darin vier Mittdreißiger an die Weggabelung ihres Lebens, steckt sie in die winterliche Landschaft eines Skigebiets und konfrontiert sie mit den Problemen des Liebens - aber eben nicht auf die absehbare, selbstgefällig-larmoyante deutsche Kunstfilm-Art, sondern mit sensationell leichter Hand und fesselnden Darstellern (vorneweg Heino Ferch und Floriane Daniel). Die tragische Dimension übernimmt Josef Bierbichler als gescheiterter Bauer, dessen Schicksal unbewusst (und ungewollt) von dem Quartett beeinflusst wird.

Shaun of the Dead

Zombiefilm, RTL 2, Samstag, 22.30 Uhr

Tot, töter, Engländer. In dieser tollkühnen Satire über zwei Londoner Nichtsnutze (Simon Pegg und Nick Frost) sucht Regisseur Edgar Wright nach dem Puls seiner Landsleute und kommt zu gemeinen Ergebnissen. Ein Höhepunkt ist die Szene, in der sich die unfreiwilligen Helden im Garten gegen Untote wehren, indem sie diese mit LPs von Dire Straits und Sade beschießen. Noch besser ist nur die Sequenz davor, in der Shaun (Pegg) morgens zum Späti um die Ecke wackelt und vor lauter Automatismen nicht merkt, dass sich in seinem Viertel über Nacht ein bisschen was getan hat. George A. Romero, der Schöpfer des modernen Zombie-Films, hatte über andere Werke "seines" Genres so gut wie nie etwas Nettes zu sagen - außer über Shaun, den er "sensationell" fand. Als Belohnung lud er Pegg und Frost 2005 als Zombies in sein Land of the Dead (Nacht zu Sonntag, 0.25 Uhr) ein.

Wild Christmas

Action, Servus TV, Samstag, 21.55 Uhr

Der kleine Autodieb Rudy (Ben Affleck) gerät nach Ablauf seiner Haftstrafe in eine Intrige, die eindeutig zu groß für ihn ist: Er schlüpft in die Rolle seines verhinderten Zellenkumpanen, um mit dessen Brieffreundin anzubandeln. Die wird gespielt von Charlize Theron, 25, die viel zu heiß für ihn ist. Die gerechte Strafe: Rudy rutscht im hässlich verschneiten Michigan in einen Krimiplot um Waffenschieber und Casinoräuber, der ihn wie ein Strudel in tiefste Zonen menschlicher Abgründe zieht; wobei jede Wendung noch fieser ist als die vorherige: schwarz, unbarmherzig, konsequent - das Motto von John Frankenheimer ( French Connection 2), der den Stoff in eine weitere Geschichte über falsche Freunde, verratene Loyalität und gierige Amerikaner verwandelt. Kein Wunder, dass kaum jemand diese schwarzen Weihnachten gutheißen wollte.

Der Tiger von Eschnapur und Das indische Grabmal

Arte, Abenteuer, Sonntag, 13.05 und 14.40 Uhr

Fritz Lang war mehrfach der richtige Regisseur am falschen Ort. Als ihn die Nazis nach Metropolis vereinnahmen wollten, floh er 1933 nach Paris; als man ihn Mitte der 50er in Hollywood auf Eis legte, kehrte er zurück nach Deutschland. Dort bewies er mit diesem in Indien und Spandau gedrehten Zweiteiler über die verbotene Liebe eines deutschen Ingenieurs und einer indischen Tempeltänzerin (Debra Paget), dass ein Deutscher sehr wohl Abenteuerfilme drehen kann (präziser: konnte). "Eine Architekturfantasie" nannte Werner Dütsch die Filme 1990. Achtung: Die Szenen mit den Leprakranken wirken nach - jahrzehntelang! Wer mehr über Lang wissen will, sollte im Internet nach dem irren Interview Ausschau halten, in dem er den Starregisseur William Friedkin ( Der Exorzist) abkanzelt.

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