Spielfilmtipps zum Wochenende:Reise in die Finsternis

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Liz (Dakota Fanning, r.) ist mit dem Farmer Eli (William Houston, M.) verheiratet, der seinen Sohn Matthew (Jack Hollington, l.) mit in die Ehe brachte. (Foto: Philippe Antonello/ZDF)

"Brimstone", "Collateral", "Ein seltsames Paar" und "The Homesman": die Fernsehtipps zum Wochenende.

Von Susan Vahabzadeh

Brimstone

Western, 3sat, Samstag, 23 Uhr

Der Western ist wahrlich kein niederländisches Standard-Genre, dementsprechend ist Martin Koolhovens Exkurs, mit breiter europäischer Unterstützung, eher ungewöhnlich. Ihn haben vor allem zwei Aspekte am Wilden Westen interessiert, die sonst eher nicht im Fokus stehen: Amerika hatte eine besondere Anziehungskraft für Menschen, deren religiöser Extremismus in ihren Ursprungsländern eher unbeliebt war, und für Frauen war das Pionierdasein eher anstrengend. Koolhoven überzeichnet beides in seinem Film, aufgeteilt in vier Kapitel, die die Vorgeschichte einer sehr frauenfeindlichen Sekte und ihres Reverends (Guy Pearce) aufdröseln, der erst seine Frau und dann seine Tochter quält. Ob das Ergebnis tatsächlich, wie von Koolhoven beabsichtigt, feministisch ist oder doch eher eine Parade der Grausamkeiten - darüber kann man allerdings streiten. Brimstone lief 2016 im Wettbewerb von Venedig und löste dort tatsächlich heftige Diskussionen aus.

Collateral

Thriller, Sonntag, Arte, 20.15 Uhr

Es wird nie richtig dunkel in Los Angeles, auch in der Nacht bleibt die Stadt ein Meer von Lichtern, Neonreklamen und Straßenlampen. Die Straßen gehören in der Nacht dem Taxifahrer Max (Jamie Foxx), er nimmt einen neuen Fahrgast auf, und dann gehören sie, für eine Weile, ihm: Im Fond sitzt nun der Profikiller Vince (Tom Cruise). Er setzt auf eine bewährte Methode, zwingt Max, ihn auf einer mörderischen Reise durch die Nacht zu chauffieren, und will es dem Taxifahrer am Ende in die Schuhe schieben. Michael Mann hat diese Geschichte, in der er einen kalten Killer und einen Träumer zusammenzwingt, bis sie einander näher sind, als ihnen lieb ist, 2004 gedreht - Vince beginnt zu fühlen, seine Eisfassade bekommt Risse. Michael Mann ist selbst ein Besessener, am liebsten erzählt er davon, wie der Professionalismus sich an der widerspenstigen Wirklichkeit reibt. Besser als in diesem Film war Tom Cruise nie.

Ein seltsames Paar

Komödie, RBB, Samstag, 23.30 Uhr

Das Stück um den chaotischen Sportreporter Oscar und seinen pingeligen Freund Felix ist Neil Simons größter Erfolg, und das liegt nicht nur an den Dialogen, sondern wohl auch daran, dass Walter Matthau und Jack Lemmon die beiden 1968 in der Verfilmung von Gene Saks spielten. Zusammen sind sie ein bisschen seltsam, vor allem aber herrlich: Oscar nimmt den verwaisten Hypochonder Felix auf, als seine Frau ihn entnervt vor die Tür gesetzt hat. Die beiden Verlassenen spielen nun Männer-WG in Oscars vermüllter Riesenwohnung und demonstrieren einander eindrucksvoll, warum die jeweiligen Gattinnen das Zusammenleben mit ihnen fast in den Wahnsinn getrieben hat. Die eine hatte von cholerischen Ausbrüchen und abgeräumten Konten genug, die andere hat vor der Konkurrenz kapituliert, wer die bessere Hausfrau ist. Das kann nicht gut gehen, bald landen die Spaghetti an der Wand und das Raumspray auf dem Teller. Was kann schöner sein als die Flucht in die komischen, lösbaren Probleme vergangener Zeiten?

The Homesman

Anti-Western, 3sat, Sonntag, 23.35 Uhr

War der Wilde Westen der Ort, wo alle Träume wahr wurden? Für Tommy Lee Jones war es eher einer, in dem die Albträume wie Zombies auf zwei Beinen herumliefen. Mary Bee Cuddy ist der beste Mann am Ort, sagt der Pfarrer eines sonst gottverlassenen Kaffs Mitte des 19. Jahrhunderts, und damit könnte er recht haben - schon weil die anderen alle betrunken sind. Hilary Swank spielt die patente Dame in Tommy Lee Jones' zweiter Regiearbeit, dem Anti- Western The Homesman. Sie ist eine Farmerin, unverheiratet, und nun soll sie drei Frauen nach Osten bringen, die der Westen um den Verstand gebracht hat, in die rettenden Arme von Alma (Meryl Streep). Weil jede Heldin einen Sidekick braucht, rekrutiert sie dann doch einen der versoffenen Taugenichtse als Begleiter - George, den spielt Tommy Lee Jones selbst. In der ersten Hälfte beweist er dabei Sinn für (vorwiegend schwarzen) Humor. Dann wird die Sache aber doch noch sehr, sehr düster.

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