Lehrer und Eltern berichteten von prekären Schulsituationen. Schauspielschüler trugen zusammen, was für sie Italien ausmacht: Das reichte von der "Gitarre Fabrizio de Andreis" über "das Lächeln von Enrico Berlinguer" bis zum "Megafon Federico Fellinis". Ein Komiker las Scherze Berlusconis vor. Nichi Vendola, der schwule Regionspräsident von Apulien, verlas 27 beleidigende Begriffe für Homosexuelle. Stardirigent Claudio Abbado führte 16 Gründe dafür auf, warum es falsch ist, der Kultur drastisch die Mittel zu kürzen - wie es gerade in Italien geschieht. Der Chef der nationalen Anti-Mafia-Behörde, Piero Grasso, erklärte, was ihm und seinem Team helfen würde im Kampf gegen das organisierte Verbrechen.
Die komplette Liste dieser Listen wäre ziemlich lang. Sie fügten sich zum Mosaik eines Italiens, an dem die Menschen hängen und das sie tief enttäuscht. Und so kann man auch das Projekt Vieni via con me verstehen: als Liebeserklärung an ein Land, an dem man regelmäßig verzweifeln muss.
Auch an der Rai sind Saviano und Fazio offenbar verzweifelt. Saviano sagte dem Blatt Corriere della Sera: "Wir haben das Programm wirklich gegen den Willen des Direktors gemacht. Wir haben es trotz dieser Rai getan." Es sei eine schöne, aber sehr harte Erfahrung gewesen. Ob er sich noch einmal darauf einlassen würde? "Sicher nicht unter diesen Bedingungen. In einer Rai wie sie heute ist, nie mehr."
Saviano will jetzt sein nächstes Buch beenden. Seine Veröffentlichungen über die Camorra haben ihn in große Gefahr gebracht, seit vier Jahren muss er ständig unter Begleitschutz leben, es gibt keine Normalität mehr für ihn. "Der private Saviano muss sich verstecken, um sich selbst zu schützen, und er vertraut niemandem", sagt er. Doch er wolle sich wieder ein Leben aufzubauen. "Daran setze ich alles."