Über die Gründe für seinen Rücktritt vom Erfolgsauftritt hat Schramm bisher nur bekanntgegeben, dass er sich wieder seinem eigenen Programm widmen wolle, dem Bühnenkabarett. Wenn man sich seinen Auftritt genau ansieht, ist das nur konsequent:
Es sind diese ernsthaften Worte, für die Schramm immer wieder einstand, ohne auf Pointenjagd zu gehen. Gesellschaftliche und politische Missstände aufzuzeigen, mit ernsthaft besorgter Miene, ohne dabei immer Lacher zu ernten, dafür war er seit je bekannt. Dass dem Publikum das Lachen im Halse stecken bleibe, auf diese Definition des politischen Kabarett legte gerade ein Schramm den größten Wert - und grenzte sich damit von der Comedy-Sparte überdeutlich ab.
"Aber es wurde regiert!"
In seinen schwachen Momenten lief er Gefahr, die Nähe zum Witz ganz zu verlieren. In seinen starken brauchten seine Brandreden kaum noch Humor. Dafür wird sein Publikum ihn auch weiterhin sehen wollen. In Zukunft eben wieder auf der Kleinkunstbühne, abseits des Flachbildfernsehens, als Alleinunterhalter.
Bei seinem letzten TV-Gang hatte er aber noch Kameraden an seiner Seite: Monika Gruber regte sich im bairisch-barocken Wortstrudel über den Hype um Lena Meyer-Landrut auf, die sie als "fleischgewordenen Schulmädchen-Report" bezeichnet, und erinnerte daran, dass zu Franz Josef Strauß' Zeiten in Bayern nie jemand auf die Idee gekommen wäre, freiwillig zurückzutreten: "Da ist auch im Suff schon mal einer totgefahren worden - aber es wurde regiert!"
Vermeintlich versöhnlichere Töne schlug Erwin Pelzig an, der der Kanzlerin Mut machen wolle, jetzt nicht auch noch hinzuschmeißen, und ihr "Verwaltungs-Volontariat" zu einem glücklichen Ende zu bringen. Offenbar herrsche inzwischen eine "Bevölkerungsmüdigkeit" unter Politikern: "Die haben die Schnauze von uns noch viel mehr voll als wir von denen."
Im Übrigen sei so ein Bundespräsident ein echter Discount-Schlager. Nach seinen Berechnungen koste der den deutschen Steuerzahler nämlich nur 37 Cent pro Jahr. Die englische Königin etwa, die ja noch "ihre ganze verdorbene Sippe" mit zu unterhalten habe, würde dem Durchschnitts-Briten mehr als das Vierfache abtrotzen. Von einem solchen bundesdeutschen Schnäppchen könne man eben nicht mehr erwarten.
Schmerzliches Vermissen
Jochen Malmsheimer hingegen wurde richtig wütend: Früher sei zwar nicht alles besser gewesen, aber manche Dinge einfach gut - und sie könnten heute noch gut sein, wenn man nur die Finger von ihnen gelassen hätte. Worüber er sich da so lautstark und leidenschaftlich ereiferte ("Ich bin für den Militäreinsatz im eigenen Land, um die Bäcker zu zwingen, ihre eigenen Erlebnisvitrinen leerzufressen!"), war im Endeffekt dann doch nur das Wurstbrot, das zu seinem Leidwesen nicht mehr mit "Guterbutter" ("Ein Wort!"), sondern taktloser Weise inzwischen mit Mayonnaise zubereitet werde.
Dass er darüber beinahe die Fassung verlor, eint Malmsheimer im Stil mit dem scheidenden Schramm - beide haben etwas, das die politikerermüdende Bevölkerung inzwischen bei vielen Regierenden so schmerzlich vermisst: das Brennen für eine Aufgabe, ihre Idee, eine feste Überzeugung. Damit wird nämlich aus der abgeschmacktesten Nummer - mit viel Schmackes - doch noch ein guter Auftritt.
Am Ende machte Schramm noch einmal deutlich, dass er sich mit seinem Abgang nicht von Priol oder von ihren gemeinsamen Zielen abwenden wolle: "Wir haben eine Strategie: Getrennt marschieren, vereint schlagen." Darauf erwiderte der Alleingelassene: "Umgekehrt wäre es mir lieber gewesen."
Zumindest damit ist Priol wohl nicht alleine.