Neulich schon bei Murot in Fulda, jetzt auch in Ludwigshafen: Der Zirkus ist in der Stadt. Lena Odenthal und Assistent Kopper haben sich die Aufführung angesehen, sie hatten die klassisch klischeehaften Kinderstrahleaugen dabei. Zurück in der Wohnung, kommt es zu einem Dialog, der genau so im Vorschulprogramm vorgetragen werden könnte.
Was jeder gesehen hat, wird nochmal erzählt, getragen von staunender Freude, die einem erwachsenen Menschen niemand abnimmt. Die Kommissare waren offenbar zum allerersten Mal im Zirkus, sie haben sogar jetzt erst erfahren, dass es das gibt: Zirkus.
Kopper: "War das nicht toll?"
Odenthal: "Und du? Du warst begeistert wie ein kleines Kind."
Kopper: "Und du nicht? Aha. Du warst völlig hingerissen von den Akrobaten und der Hochseilnummer."
Odenthal: "Ich?"
Kopper: "Ja du. Ich hab's genau gesehen."
Koppers klasse Bart
Das Stück nach dem Buch von Harald Göckeritz, der sehr viel für den Tatort schreibt, ist schmerzhaft konventionell erzählt. Eine Leiche in der Manege: die Spusi preist - wie gewohnt - den Dialekt. "Mir brauche noch die DNS von alle Zirkusleut'", sagt der Mann im Schutzanzug, "die Chefin hat eine ruppische Art" sagt er. Verbitterung wird - wie gewohnt - dergestalt dargestellt, dass die verbitterte Frau "das Leben ist hart" sagt und dann wortlos abgeht, während die Kommissarin - wie gewohnt - kurz und bestätigend schnauft.
Keine Figur, die Tiefe hätte. Aber wenn man eine Zirkusgeschichte erzählt, ohne mit der Schrägheit des Zirkusleute zu jonglieren und deren Abgründe auszuleuchten, kann man die Zirkusgeschichte auch gleich lassen. Stattdessen entwickelt sich der Plot zu einer zähen Story über Kunstschmuggel, eine Fachfrau erklärt sehr lange die Hintergründe, während ein Projektor Bilder von Antiquitäten aus Nahost an die Wand wirft, die das Gesicht der Expertin kunstvoll verschatten.
Was hervorzuheben wäre: Koppers klasse Bart.
ARD, Sonntag, 20.15.