Tatort-Kolumne: Folge 3:Fisch im Mund

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Die Spur des Mörders führt in eine Schönheitsklinik. Bei ihren Ermittlungen gibt "Tatort"-Kommissarin Klara Blum viel Überflüssiges und wenig Sinnvolles von sich.

Alexander Gorkow

In einem Planetarium wird eine Frau ermordet, sie hat einen Fisch im Mund, da will jemand, dass die Polizei ein Rätsel löst. Das ist dem Zuschauer dieses Bodensee- Tatorts zügig klar.

Klara Blum (gespielt von Eva Mattes) muss Holger Riekert (Andreas Pietschmann) die Nachricht vom Tod seiner Kollegin Bonnie Marquart überbringen. (Foto: SWR/Peter Hollenbach)

Dann stopft Eva Mattes als Kommissarin Blum das, was man gerade gesehen hat, in diesen Satz: "In einem Planetarium wird eine Frau ermordet, sie hat einen Fisch im Mund, da will jemand, dass wir ein Rätsel lösen."

So geht es in diesem Tatort über eine Schönheitsklinik in einem fort weiter: Was man sieht, wird von Frau Blum zusammengefasst. Oder von sonst wem. Immer wieder. Es entsteht ein Laber-Kanon, eine Art Wasserfolter mit den Nachrichten von eben. Pling, platsch, pling. Man wird dabei schnurgrade verrückt.

Zusatzproblem: Die Darstellung der Schönheitsklinik gerät unter René Heisigs Regie zur kostenlosen Ranschmeiße an alle, die, hoho, operierte Busen ablehnen. Frau Blum: "Lieber was Richtiges im Kopf, als was Falsches im BH!"

Soll der ko-ermittelnde Schweizer Kommissar Flückiger, der so schnell tickt wie eine kaputte Uhr, was Unsensibles tun, sagt er: "Das wäre so unsensibel, als würde ich es ihm mit dem Alphorn ins Ohr blasen." Frau Blum schaut beim Friseur in den Spiegel und sagt, sie gehe jetzt: "Sonst denken die Kunden, dass hier die Mumie II gedreht wird."

Das ist so doof, dass man die DVD stoppt und eine Weile die Wand anschaut. Geht denn nicht normalerweise über so was noch mal einer drüber? Mal gucken, ob zum Beispiel der Alphornspruch richtig gut ist? Hat die Filmredaktion des SWR das Drehbuch für die Ü-60-Zielgruppe frisiert?

Das wäre beleidigend. Man muss nicht alt, sondern tot sein, um diesen Tatort nicht mindestens langsam zu finden.

Der Tatort in der nächsten Woche wird gut. Man sollte also an diesem Sonntag aussetzen.

Frau Mattes würde jetzt warten. Sie würde nachdenklich schauen. Dann würde sie sagen: "Der Tatort in der nächsten Woche wird gut. Man sollte also an diesem Sonntag aussetzen."

Sonntag, ARD, 20.15 Uhr.

© SZ vom 15./16.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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