Tatort Internet:Würzburger Kinderdorfleiter wieder aufgetaucht

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Ein Pädagoge wurde in der TV-Sendung "Tatort Internet" als mutmaßlicher Pädophiler enttarnt und daraufhin entlassen. Er tauchte tagelang unter. Nun ist der 61-Jährige wieder da.

Roman Deininger

Der seit vergangenen Freitag vermisste Leiter eines Würzburger Kinderdorfs ist wieder aufgetaucht. Der aktuelle Aufenthaltsort des Mannes sei bekannt, teilte die Kriminalpolizei Würzburg am Donnerstagnachmittag mit.

Goldenes Kinderdorf Würzburg: Heimaufsicht hat Untersuchungen abgeschlossen. (Foto: dpa)

Der 61-Jährige war verschwunden, nachdem ihm die unterfränkische Caritas seine Entlassung mitgeteilt hatte. Er war zuvor von der umstrittenen RTL2-Sendung Tatort Internet mit versteckter Kamera beim Treffen mit einem vermeintlich 13-jährigen Mädchen in einem Münchner Lokal gefilmt worden.

Nähere Angaben über den Verbleib des Mannes, der laut RTL2 in einem anzüglichen Chat Kontakt zu Minderjährigen gesucht hatte, wollte die Polizei nicht machen. "Wir sind erleichtert und werden jetzt erst einmal durchschnaufen", sagte der Würzburger Caritas-Chef Clemens Bieber zu sueddeutsche.de.

Bieber hatte der Redaktion von Tatort Internet Verantwortungslosigkeit vorgeworfen, weil sie die Caritas als Arbeitgeber des Mannes fünf Monate lang nicht über dessen Fehlverhalten informiert hatte. Dadurch habe RTL2 "die Gefahr befördert, dass etwas Unlauteres geschieht". Die Aufnahmen des Mannes waren bereits am Rande des Ökumenischen Kirchentags im Mai entstanden.

Der Caritasverband gab am Donnerstag außerdem bekannt, dass die Heimaufsicht der Regierung von Unterfranken ihre Untersuchungen in dem Würzburger Kinderdorf abgeschlossen hat, das der 61-Jährige bis zu seiner Entlassung geleitet hatte. "Dabei ergaben sich keine Anhaltspunkte für Fehlverhalten", sagte Roland Giegerich, der Caritas-Bereichsleiter für Jugend und Familie.

Alle Mitarbeiter und Bewohner des "Goldenen Kinderdorfes" im Würzburger Stadtteil Gartenstadt Keesburg waren seit vergangenen Freitag intensiv befragt worden.

Das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Kinderdorfleiter, das die Würzburger Staatsanwaltschaft nach der Benachrichtigung durch die Caritas eingeleitet hatte, dauert an.

RTL2 will mit seiner Sendung einen Beitrag zur Prävention von Kindesmissbrauch leisten. Die für den Sender zuständige Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien prüft derzeit, ob dabei rechtliche und journalistische Standards eingehalten werden.

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