"Tatort" aus Dresden:Zum Schmerz der Zweifel

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Sarah Monet (Deniz Orta) besucht noch einmal den Club aus der Tatnacht, in der Hoffnung, sich an etwas zu erinnern. (Foto: Marcus Glahn/MDR/MadeFor)

Dieser "Tatort" berührt, solange er Schutzlosigkeit fühlbar macht. Leider hält er das Niveau nicht und strandet in einem thrillerhaften Finale.

Von Holger Gertz

Nach Wochen der teilweise entgleisten Experimente ist dieser Tatort vom MDR mal wieder ein konventionelleres Stück. Sarah Monet (Deniz Orta) kommt in einem blutbesudelten Bett zu sich, neben ihr liegt ihr erstochener Freund. Sie hatte einen Filmriss, denn sie erinnert sich an nichts, sie weiß nicht mehr, was in der Nacht passiert ist, aber es sieht so aus, als wäre sie die Täterin. Gelegentlich hat sie Flashbacks, da flackert die Vergangenheit dann auf, aber zu kurz und schemenhaft, um etwas erkennen zu können.

Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) ermitteln, und in diesem ersten Teil entwickelt sich die Spannung der Episode "Was ihr nicht seht" aus starken Dialogen und der präzisen Schilderung plausibler Ermittlerarbeit. Sarah Monet sagt: "Was ist, wenn ich's doch war. Ich hab ja keine Ahnung. Ich war ja nicht dabei. Mein Körper vielleicht, aber ich nicht." Ein Kriminaltechniker schließlich erweitert das Feld möglicher Täter: "Wir haben im Schloss der Wohnungstür von Monet Partikel von einer Messinglegierung gefunden" - womöglich von einem nachgemachten Schlüssel.

Das künstlich Gehetzte am Ende passt nicht zur Präzision des ersten Teils

Das ist die tiefere Geschichte, die Regisseurin Lena Stahl erzählt, gemeinsam mit Peter Dommaschk und Ralf Leuther hat sie auch das Buch geschrieben. Wie in den Borowski-Episoden mit dem stillen Gast verschafft sich jemand Zugang zu Wohnung und Leben junger Frauen, er betäubt sie mit K.o.-Tropfen, missbraucht sie. Er war da, aber weil er keine Spuren hinterlässt, war er auch nicht da. Er hinterlässt Gezeichnete. Und er hat sich nicht nur ins Leben von Sarah Monet geschlichen, es gibt weitere Opfer. In einer Szene gibt eine Frau zu Protokoll, was mit ihr geschehen ist, sie war besinnungslos, sie hat das alles rekonstruieren müssen. Sie sagt, immer noch erschüttert: "Er muss mich gewaschen haben."

Der Tatort berührt, solange er Schutzlosigkeit fühlbar macht. Solange er darüber nachdenkt, in welchem Albtraum ein Mensch gefangen ist, der nur eine körperliche Erinnerung an ein Geschehen hat. Zum Schmerz der Zweifel. Aber dann, im letzten Drittel, wird der Handlung ein Thriller-Finale aufgesteckt, Szenen in Zeitlupe, flackernde Blicke im Keller. Dieses künstlich Gehetzte passt nicht zur Präzision des ersten Teils. Das Getöse überlagert die Stille in einem Tatort, der besser ganz bei sich geblieben wäre.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr.

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