Streamingdienste:Matthias Schweighöfer soll Amazon voranbringen

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Amazon verkündet die erste deutsche Serienproduktion - von und mit Matthias Schweighöfer. Der macht vollmundige Versprechungen.

Von Charlotte Haunhorst

Wenn ein Onlinedienst wie Amazon mysteriös ein Pressegespräch mit einem der "größten Stars des Landes" ankündigt, das "Branche und Publikum aufhorchen lassen wird", beginnt automatisch das Rätseln: Wer könnte das sein? Til Schweiger? Elyas M'Barek? Oder doch Ulrich Matthes? Und was ist die große "Neuigkeit"?

Die richtige Antwort war schon fast dabei: Es ist Matthias Schweighöfer, der an diesem Dienstagmittag in Berlin vor die Journalisten tritt. Der 34-Jährige soll Amazon in gleich dreifacher Rolle in die Zukunft führen: Als Hauptdarsteller, Regisseur und Produzent von Wanted, Amazons erster deutscher Eigenproduktion, die einzig auf Amazons Video-on-Demand-Kanal abrufbar sein soll. Die Thriller-Serie wurde Schweighöfer, bisher eher bekannt aus Kinokomödien wie Frau Ella oder Vaterfreuden, auf den Leib geschrieben, ein bisschen lustig soll es dabei allerdings auch werden. Neben seiner Produktionsfirma Pantaleon Entertainment ist außerdem Warner Bros. an der Finanzierung und Produktion beteiligt.

Das Rennen ist eröffnet

Um den Neuigkeitswert dieser Mitteilung zu verstehen, muss man zur Konkurrenz schauen: Auch Netflix ist seit einer ganzen Weile auf der Suche nach einem Stoff für eine deutsche Eigenproduktion. Im Januar flirrte das Zitat von Netflix-Chef Reed Hastings durch die Medien, der anlässlich der DLD-Konferenz in München gesagt hatte, dass sie "noch nicht das Richtige gefunden" hätten, in der Welt am Sonntag bekräftigte er am Wochenende sein Interesse.

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Das Rennen zwischen den Streamingdiensten war somit offiziell eröffnet, immerhin hatten beide in den USA bereits preisgekrönte Eigenproduktionen an den Start gebracht.

Nun ist Amazon Netflix in Deutschland zuvorgekommen. Drehbeginn von Wanted ist im Mai 2016, die Serie soll ab 2017 bei Amazon abrufbar sein. Und auch wenn offiziell kein Budget genannt wird, spricht Schweighöfer von einer Produktion "auf Kinoniveau, die mit Fernsehen nichts mehr zu tun hat". Langfristig sei es sogar vorstellbar, die deutsche Serie über Amazon auch international zu vertreiben.

In Wanted soll es um einen jungen Mann (natürlich Schweighöfer) gehen, dessen Leben durch einen Hacker-Angriff auf den Kopf gestellt wird. Neben Berlin wird auch in München und New York gedreht, Schweighöfer legt Wert darauf, dass die Serie zwar eine deutsche Produktion sei, aber ein universelles Thema behandele - die Identität des Menschen in Zeiten des Internets. Weitere Details über den Cast wurden bisher nicht bekannt, Amazon-Video-Chef Christoph Schneider spricht allerdings von einer "sehr hochwertigen" Besetzung.

"Game of Thrones" oder "Wanted"?

Ob das Experiment für Amazon letztlich aufgeht, entscheiden die Zuschauerzahlen. Auch wenn es zur Geschäftspolitik des Unternehmens gehört, damit nicht so recht rausrücken zu wollen - im Video-on-Demand-Bereich ist Amazon einer Goldmedia-Studie zufolge Marktführer, vor Konkurrenten wie Netflix, Maxdome oder Watchever. Was aber auch daran liegen könnte, dass der Videodienst Teil des Prime-Angebots ist, für das Kunden auch aus ganz anderen Gründen bezahlen.

Am Ende muss also der Zuschauer entscheiden, ob er lieber Game of Thrones oder doch lieber Wanted schauen möchte. Oder eben die lang angekündigte deutsche Netflix-Produktion. Die werden sich mit ihrer Stoffsuche jetzt nämlich sicherlich noch mehr beeilen.

© SZ vom 10.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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