"Song für Malmö"-Kandidatin Saint Lu:"Ich singe lieber über schwierige Situationen"

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Saint Lu tritt am Donnerstag bei Unser Song für Malmö an. (Foto: obs/Warner Music Group Germany)

Bei "Unser Song für Malmö" will die Österreicherin Saint Lu am Donnerstag das deutsche Publikum überzeugen und Kandidatin für den Eurovision Song Contest werden. Ein Gespräch über Straßenmusik, Inspiration und das Glück, früh aus einer Casting-Show geflogen zu sein.

Von Carolin Stihler

Selbst ihr mehrfach gebrochener Daumen hält die quirlige Sängerin Saint Lu nicht vom wilden Gestikulieren ab, wenn sie von ihrem bevorstehenden Auftritt bei Unser Song für Malmö redet. Ihren Gips will sie sogar irgendwie in die Show am Donnerstag Abend integrieren. Obwohl Saint Lu aus Österreich stammt, möchte die Wahl-Berlinerin für Deutschland beim Eurovision Song Contest antreten. Doch nicht nur durch ihre Herkunft unterscheidet sich die 28-Jährige von den anderen Kandidaten der Show.

Süddeutsche.de: Saint Lu, warum wollen Sie als Österreicherin Deutschland für den ESC vertreten?

Saint Lu: Ich bin kein ortsgebundener Mensch. Ich bin in einem kleinen Ort in Österreich aufgewachsen, aber nach meinem Schulabschluss musste ich da weg. Bis ich nach Berlin gezogen bin, gab es keinen Ort, an dem ich länger als ein Jahr bleiben wollte. Aber in Berlin konnte ich mir dann zum ersten Mal vorstellen, länger zu bleiben. Inzwischen sind es schon fünf Jahre.

Und wie kam es zur Teilnahme bei Unser Song für Malmö?

Erst habe ich gezögert, aber bald gesehen, wer alles mitmacht und dass es kein Casting-Format wird. Ich kann dort als Künstlerin wirklich meine Sachen machen, ohne in irgendeiner Weise beschnitten zu werden.

Sie haben in der ORF-Sendung Starmania bereits Casting-Show-Erfahrungen gesammelt. Würden Sie das wieder tun?

Wenn man ein ernstzunehmender Musiker sein möchte, sollte man da auf keinen Fall mitmachen. Mir hat es allerdings doch eins gebracht: Ich weiß jetzt genau, was ich nicht will. Die reine Interpretation von Liedern reicht mir nicht. Ich liebe es, Songs zu schreiben. Ich kann niemals so tief in einen Song gehen, wenn ich gar keinen Bezug dazu habe. Im Nachhinein war es ein großes Glück, dass ich nicht sehr weit gekommen bin.

Was unterscheidet Sie von den anderen Kandidaten bei Unser Star für Malmö?

Meine Musik. Die anderen Kandidaten sind ja hauptsächlich Dance-Acts oder Singer/Songwriter, die auf Deutsch singen. Ich singe dagegen auf Englisch und mein Stil ist eher eine Mischung aus Jazz, Rock und Blues.

Sie treten mit "Craving" beim ESC-Vorentscheid an. Warum haben Sie diesen Song ausgewählt?

Das Lied zeigt sehr viele Facetten von mir. Es handelt von Sucht und Verlangen. Davon, etwas zu wollen, was einem nicht gut tut. Aber diese Momente erfüllen das Leben, deshalb ist es auch ein positiver Song.

Bieten die unglücklichen Momente im Leben - in Ihrem Song "Letter" geht es um eine Abfuhr nach einem One-Night-Stand - besseren Stoff für Songs?

Ich bin eigentlich ein positiver Mensch, aber tatsächlich fällt es mir leichter über schwierige Situationen zu schreiben. Allerdings geht das bei mir nicht wie bei anderen Künstlern, die sich alles von der Seele schreiben, wenn sie gerade in der Situation stecken. Ich brauche emotionalen Abstand, um über so eine Situation schreiben zu können.

Ihre Bandmitglieder haben Sie teilweise als Straßenmusiker gefunden. Treten Sie manchmal noch auf der Straße auf?

Ja, immer mal wieder, wenn das Wetter schön ist und wir Lust darauf haben. Dann setzen wir uns in den Park oder gehen von Restaurant zu Restaurant. Es ist krass, wie man die Menschen damit berühren kann.

Unser Song für Malmö, ARD, Donnerstag 20.15 Uhr.

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