Serien des Monats März:Verlorene Erinnerungen und verbrannte Milliarden

Lesezeit: 3 min

Die letzten Tage des Ptolemy Grey, Bridgerton, We Crashed und Pachinko (v. o. l. im Uhrzeigersinn): die Serien des Monats. (Foto: Verleih)

Samuel L. Jackson in einer liebevollen Geschichte übers Altwerden, fiese Investoren und die bunte Welt der Bridgertons: die Empfehlungen der Redaktion.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren

Die letzten Tage des Ptolemy Grey

Was passiert: Die Miniserie erzählt aus der Innenperspektive von einem alten Mann (wunderbar vielschichtig dargestellt von Samuel L. Jackson), der in seiner Demenz zu versinken droht, bevor eine Teenagerin noch einmal Schwung in sein langes Leben bringt.

Heimlicher Star: Dominique Fishback sorgt als taffe 17-jährige Waise nicht nur für Ordnung im vermüllten Apartment des alten Mannes, sondern auch für eine herzergreifende, generationsübergreifende Dynamik.

Nicht geeignet für: Die Angst vor dem Tod muss man schon aushalten. Annett Scheffel

Sechs Folgen, bei Apple TV+.

Oh Hell

Was passiert: Helene (Mala Emde) weicht ab vom Mainstream. Sie trägt rote Fell-Clogs und ein Döner-Kebab-Shirt und schockiert ihr engstes Umfeld mit radikaler Ehrlichkeit oder radikalen Lügen. Um ihrer besten Freundin zu imponieren, überredet sie ihren Cello-Lehrer, sich als ihr Freund auszugeben. Dass es dabei nicht bleibt, liegt auf der Hand.

Heimlicher Star: Helenes Vater Günther, gespielt von Knut Berger, der mindestens ebenso herzerwärmend verschroben ist wie seine Tochter.

Nicht geeignet für: Alle, die bei Jerks wegen der Fremdschamgefahr abschalten. Der Drehbuchautor ist derselbe. Kathrin Müller-Lancé

Acht Folgen, auf Magenta TV.

Blinded - Schatten der Vergangenheit

Was passiert: Ein Serienmörder nimmt auf der dänischen Insel Fünen nach Jahren sein nächtliches Treiben wieder auf. Es ist der nette Peter Vinge, der seinen Sohn alleine aufzieht, weil seine Frau in Singapur Karriere macht. Die Polizei tappt im Dunkeln, bekommt aber Unterstützung durch die bedachtsame Profilerin Louise Bergstein (Natalie Madueño) aus Kopenhagen. Eine Frau, die so unaufgeregt, fokussiert und ruhig ist, wie der Erzählfluss dieses schleichend gruseligen Nordic Noir aus der dänischen Provinz.

Heimlicher Star: Die krebskranke Alice Ejbye (Solbjørg Højfeldt), die dem nahen Tod mit Würde, Bach und Rotwein entgegenblickt. Sie ist es, die Louise Bergstein nach Fünen holt - und die den Täter persönlich herausfordert.

Nicht geeignet für: Zarte Gemüter. Die Miniserie ist ein Spin-off der Reihe Nordlicht - Mörder ohne Reue und wartet wie diese mit grausigen Morden auf. Christine Dössel

Acht Folgen, in der Arte-Mediathek.

We Crashed

Was passiert: Jared Leto und Anne Hathaway spielen ein Paar, das es tatsächlich gibt - Adam Neumann und seine Frau Rebekah, die exzentrischen Gründer des Unternehmens WeWork, von dem Investoren aus unerfindlichen Gründen glaubten, es sei ein Tech-Start-up. Als das Unternehmen an die Börse wollte, erwies es sich allerdings als eine Art Immobilienvermittlung, spektakulär überbewertet, Neumann hatte Milliarden verbrannt.

Heimlicher Star: Der riesige Gong, den Adam im Büro schlägt, wenn ihn nach Applaus von seinen Mitarbeitern dürstet.

Nicht geeignet für: Leute, die glauben, der Markt regle sich selbst. Susan Vahabzadeh

Acht Folgen, bei Apple +.

Funeral for a Dog

Liebe zu dritt? Friedrich Mücke, Alina Tomnikov und Albrecht Schuch. (Foto: Alex Kroke/Sky Deutschland AG und Sky Deuts)

Was passiert: Eine angehende finnische Ärztin und zwei deutsche Studenten treffen sich bei einem Entwicklungshilfeprojekt in Kolumbien und beschließen, zusammenzubleiben. Das scheitert dramatisch. Die Ereignisse verarbeitet Mark, einer der beiden, zu einem Buch, das ihn berühmt macht. Der Journalist Daniel will Jahre später herausfinden, was wirklich geschah.

Heimlicher Held: Natürlich Lua, der dreibeinige Hund, der die drei humpelnd begleitet.

Nicht geeignet für: Leute, die amour fou für einen französischen Nachtisch halten. Claudia Tieschky

Acht Folgen, bei Sky.

Bridgerton, 2. Staffel

Was passiert: Die Familie Bridgerton ist wieder auf der Partnersuche für die Sprösslinge. Diesmal für Anthony, der zwischen Pflicht und Verlangen nach einer geeigneten Frau sucht in einer bunten Fantasiewelt, die sich herrlich wenig um die Realitäten des echten frühen 19. Jahrhunderts in London schert.

Heimlicher Held: Penelope Featherington, die sich nie davon unterkriegen lässt, für ihren Angebeteten nur eine gute Freundin zu sein.

Nicht geeignet für: Alle, die Madonnas "Material Girl" nie in einer Interpretation für Streicher hören wollten. Aurelie von Blazekovic

Acht Folgen, bei Netflix.

Pachinko

Was passiert: Im Busaner Küstenstadtteil Yeongdo wird 1915 das Mädchen Sunja geboren. Diese wird 17 Jahre später von einem koreanisch-japanischen Yakuza geschwängert, von dem Sunja erst anschließend erfährt, dass er in Osaka verheiratet ist. Statt seiner heiratet Sunja den evangelischen Pfarrer Baek Isak aus Pjöngjang und wandert mit ihm nach Japan aus. Eine ereignisreiche Familiensaga beginnt.

Heimlicher Held: Sunjas Vater Hoonie (Daeho Lee), ein warmherziger Außenseiter mit Klumpfuß, der dem Mädchen die Liebe gibt, die sie später stark macht.

Nicht geeignet für: Leute, die sich ungern sagen lassen, dass sie über Japan und Korea nichts wissen . Thomas Hahn

Acht Folgen, bei Apple TV+.

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