Serie:Apocalypse Wow

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Ein hedonistischer Traum: Philip Tandy (Will Forte) hat in The Last Man on Earth viel Platz und mehr als genügend Drinks. Doch insgeheim hofft er schon, dass es noch weitere Überlebende gibt. (Foto: fox)

Der Weltuntergang als großer Spaß: In "The Last Man on Earth" von und mit Will Forte fehlt von Zombies jede Spur. Menschen gibt es aber dann doch noch mehr als zunächst befürchtet.

Von Karoline Meta Beisel

Es hat auch Vorteile, der anscheinend einzige Überlebende einer globalen Pandemie zu sein. Philip Tandy ist in das größte und schönste Haus der Stadt umgezogen, auf seinem Esstisch steht ein echter Dino-Schädel, im Flur hängen ein paar van Goghs und Monets und im Garten steht ein Planschbecken voll mit Margarita: Wenn man drinliegt, muss man nur den Mund öffnen, um einen Schluck hineinlaufen zu lassen - wirklich sehr praktisch.

Das Ende der Menschheit ist eines der Lieblingsthemen in Film und Literatur, aber selten gab es dabei so viel zu lachen wie in der Comedyserie The Last Man on Earth, die der Pay-Sender Pro Sieben Fun von Mittwoch an zeigt: Keine Spur von Zombies, Leichen oder Plündererbanden. Stattdessen lebt Phil seinen hedonistischen Traum: Wenn niemand mehr da ist, der mit den Augen rollen könnte, warum dann nicht den ganzen Tag spielen, fernsehen und saufen? Im Jahr 2020, ein Jahr nach der Pandemie, hat Phil nur ein ernsthaftes Problem: Es gibt nämlich anscheinend auch niemanden mehr, mit dem er Sex haben könnte. Sein Liebesleben besteht aus Selbstbefriedigung und einer imaginären Romanze mit einer Schaufensterpuppe.

Kann man sich leisten, wählerisch zu sein, wenn man keine Wahl mehr hat?

Ohne zu viel zu verraten: Der Titel der Sendung, der letzte Mensch auf der Erde, trifft dann doch nur in der ersten, grandiosen One-Man-Episode zu. Gerade als Phil sich vor Einsamkeit umbringen will, taucht eine weitere Überlebende auf, wenn auch eine ziemlich anstrengende: Carol (Kristen Schaal, Flight of the Conchords) lebt nach einem moralischen Kompass, der angesichts der Umstände deutlich überzogen scheint, stoppt auch nach der Apokalypse an jeder roten Ampel und ist gegen Sex vor der Ehe. Nur: Kann man es sich leisten, wählerisch zu sein, wenn man davon ausgehen muss, dass man gar keine Wahl mehr hat?

Gerade in seinen ersten Folgen ist The Last Man on Earth von und mit Will Forte (Geheimagent MacGruber aus Saturday Night Live) wirklich ein großer Spaß, solange es tatsächlich um das Ende der Welt und den Fortbestand der Menschheit geht. Mit jedem Überlebenden, der zu der Gruppe hinzustößt, rückt dieses Thema aber weiter in den Hintergrund. Mehr Leute bedeuten dann dasselbe wie in vielen anderen Sitcoms: mehr Anlass für Sehnsüchte und Eifersüchteleien.

Nicht, dass das nicht immer noch komisch wäre. In den USA läuft The Last Man on Earth derzeit schon in der dritten Staffel mit allerlei prominenten Gaststars wie Kristen Wiig, Will Ferrell oder Jon Hamm, der in einer Folge auf seine Mad Men-Fernseh-Ehefrau January Jones trifft, was für ihn nicht so richtig gut ausgeht: Dating wird eben nicht einfacher, nur weil der Rest der Menschheit in der Zwischenzeit gestorben ist.

The Last Man on Earth , Pro Sieben Fun, mittwochs in Doppelfolgen, 22.35 Uhr.

© SZ vom 14.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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