Podcasts des Monats April:Konsequenzen für die Gegenwart

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(Foto: Luis Murschetz)

"Die Entscheidung", "Opa, lass reden", "Die Geschichte der Ascher-Schwestern" und "Marvel's Wastelanders: Wolverine": die besten Podcasts im April.

Von Stefan Fischer, Christina Lopinski, Lea Scheffler und Emily Weber

Die Entscheidung

ardaudiothek.de

Die meisten Menschen machen Politik nicht hauptberuflich und spüren deshalb oft nur ihre Folgen. Dabei sind die Ursprünge politischer Entscheidungen elementar für Gegenwart und Zukunft. Der neue Podcast des Bayerischen Rundfunks, moderiert von Christine Auerbach, hat sich die Suche nach den Wurzeln zur Aufgabe gemacht. Jeden Monat gibt es neue Folgen zu einem anderen Themenkomplex. Im ersten Quartett geht es um den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Die Erzählung beginnt 2008 beim Nato-Gipfel in Bukarest, wo die Ukraine "mit der Nato verlobt wurde, ohne zu heiraten" - eine Entscheidung, deren kurz- und langfristige Folgen Auerbach aufzeigt. Über Schröders freundschaftliche Beziehung zu Putin und Merkels Appeasement-Politik werden 9/11, der Irak- und der Georgien-Krieg und auch die Gaspipeline Nord Stream diskutiert. Sogenannte goldene Brücken und politisches Kalkül spielen ebenso eine Rolle wie die Frage, ob Deutschland eine Mitschuld am Krieg trägt. Dabei kommen Menschen zu Wort, die aktiv dabei waren und sind, damals und heute. Auerbach erzählt ausgeruht und im Roadtrip-Style. Das macht das Zuhören angenehm. Eine gute Idee und eine wichtige Ergänzung, um das tagesaktuelle Geschehen ganzheitlich zu verstehen. Christina Lopinski

Opa, lass reden

ardaudiothek.de

In wenigen Jahren werden auch die letzten Menschen, die uns als Zeitzeugen vom Zweiten Weltkrieg und dessen Folgen berichten können, nicht mehr da sein. Gleichzeitig werden damit geliebte Großmütter und -väter von uns gehen. Um eine tiefe Erinnerung an seinen Opa Jo zu schaffen, wenn es irgendwann mal so weit ist, spricht Marco Artmann mit ihm über die Vergangenheit. Opa Jo, 1937 geboren, ist ein Kriegskind. Sein Vater war Soldat in der deutschen Wehrmacht. Die Familie Artmann hatte außerdem eine Lederfirma, die direkt von der Nazi-Politik profitiert hat. Trotzdem, so der Opa, sei die Familie kein Freund der Nazis gewesen. Der Enkel wird an einigen Stellen der Erzählung stutzig, will die Zusammenhänge genau verstehen. Gemeinsam wagen er und sein Großvater eine Reise in die Nazi-Zeit und in die DDR, aus der Jo geflohen ist. Für sieben Folgen treffen sich die beiden in Opa Jos Wohnzimmer und führen ein Opa-Enkel-Gespräch über die Verbrechen der Nazis und vor allem die Familiengeschichte. Gemeinsam reisen sie auch nach Berlin zum Elternhaus von Opa Jo und ins Konzentrationslager Sachsenhausen, um die Vergangenheit zu verstehen. Unterstützt werden sie von Magdalena Pulz und Imre Balzer von der ARD, die die Erinnerung von Marcos Opa mit Archivmaterial anreichern. Lea Scheffler

Die Geschichte der Ascher-Schwestern

sound.orf.at

Lange wusste Sarah Seekircher nichts von diesen beiden Schwestern, Cousinen ihrer Großmutter. Was vielleicht nicht erstaunlich ist, denn Anna und Midi sind gestorben, da war Seekircher noch ein kleines Mädchen. Und der Kontakt zu diesem Teil der Verwandtschaft war nicht eng. Aber dass nie gesprochen worden ist über diese beiden Frauen, die sich 1990 gemeinsam das Leben genommen haben, ist dann doch erstaunlich, findet die ORF-Journalistin. Als ihr Vater vor ein paar Jahren seine Großcousinen doch einmal zufällig erwähnte, hat Sarah Seekircher zu recherchieren begonnen. Sie wollte mehr erfahren über diese beiden Frauen, die in der Wildschönau, einem Seitental des Inntals, abgeschieden auf ihrem Hof gelebt und am gesellschaftlichen Leben ihres Dorfes kaum teilgenommen haben. Die Autorin interessiert sich für die Gründe dieses doppelten Suizids der Verwandten und wägt dabei immer auch ab, welche Konsequenzen eine Berichterstattung über dieses Thema hat. Vor allem erzählt der Podcast sehr viel über bäuerliches Leben in Tirol in den Sechziger- bis Achtzigerjahren, über gesellschaftliche Zwänge und Empathielosigkeit. Lissie Rettenwander hat für all das eine perfekte Musik geschaffen. Stefan Fischer

Marvel's Wastelanders: Wolverine

audible.de

Avengers, Guardians of the Galaxy, Fantastic Four - im Marvel-Kosmos existieren zahlreiche Superhelden, viele sind Teil eines Teams. Wolverine, bekannt als der Superheld mit den langen Messer-Krallen, die ihm aus den Knöcheln herauswachsen, ist Teil der X-Men-Truppe. Er steht im Fokus der vierten Staffel der erfolgreichen Marvel's Wastelanders-Podcastserie, die nach der englischsprachigen Ur-Version bereits in fünf weiteren Sprachen produziert wird. In Wasteland geht es um eine dystopische Zukunft, in der die Schurken das Sagen haben. Wolverine, gesprochen von Henning Baum, tritt als älterer cholerischer Mann auf, wehmütig und von Selbsthass gezeichnet. Seit dem "Tag S", an dem vor 30 Jahren viele seiner Teammitglieder getötet wurden und daraufhin der Antagonist Red Skull die Präsidentschaft der USA übernommen hat, lässt Wolverine seine Vergangenheit nicht mehr los. Doch es kommt ein noch größeres Geheimnis ans Licht, dem er sich stellen muss. Geschrieben von Jenny Turner Hall, steuert das mit vielen Soundeffekten ausgestaltete Hörspiel in zehn Folgen auf ein Actionfinale zu. Besonders für Marvel-Fans, die sich übrigens noch auf zwei weitere Staffeln freuen dürfen, sind sie ein Film für die Ohren. Emily Weber

sz.de/podcast-tipps

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