Podcast "Hype & Hustle":Sie sind so frei

Lesezeit: 2 Min.

"Onlyfans" bietet explizit pornografische Inhalte an - gegen Bezahlung. (Foto: Jakub Porzycki /imago images)

Nackte Haut gegen Geld: der Podcast "Hype & Hustle" über die Plattform Onlyfans.

Von Clara Meyer

Dass man mit sozialen Medien Geld verdienen kann, ist hinlänglich bekannt. Zu viel nackte Haut darf aber in der Regel nicht gezeigt werden, Instagram und Co. zensieren explizite Inhalte. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum es Onlyfans überhaupt gibt, denn dort ist das anders: Nutzer, hier "Creator" genannt, können erotische Fotos und Videos hochladen, die dann gegen Geld für Nutzer freigeschaltet werden. Cardi B ist da, auch Michael Wendler und seine Frau Laura Müller haben einen Account, sowie etliche Influencer und B-Prominente. Onlyfans sei "Wie Instagram, nur mit Bezahlfunktion", beschreibt Influencerin Pati Valpati das Konzept. Und eben mit Sex.

Pati Valpati ist Host des Podcasts Hype & Hustle. Für die Spotify-Produktion spricht sie mit Creatorn, die auf Onlyfans sehr viel mehr als freizügig unterwegs sind. Viele von ihnen sind erst seit der Pandemie dabei, denn als Bordelle schließen mussten, bot die Plattform Sexarbeitern plötzlich eine unverhoffte Chance und Pornodarstellern einen selbstbestimmten Arbeitsplatz: Hinter den Inhalten stehen "keine Zuhälter, keine Produzenten, keine Regisseure", so Valpati. Jeder entscheidet selbst, was er hochlädt und verdient damit Geld. Dafür wird das Portal nicht nur als "empowerend" gelobt, sondern auch als feministisch. Ist das gerechtfertigt? Oder "wie shady ist das Business auf Onlyfans?", fragt Valpati.

Diesen Themen geht der Podcast in sechs Folgen nach. Es geht von der Entstigmatisierung der Plattform bis zu den Abgründen der Pornoindustrie. Eine Folge erzählt die Unternehmensgeschichte, wie der Brite Tim Stokely mit seinem Bruder 2016 die Website gründete und als Investor seinen Vater anpumpte. Dass dieses Familienunternehmen einmal so erfolgreich werden würde, ahnten die Stokelys damals nicht. Dann kam Corona, die Nutzerzahl verneunfachte sich. Viele Creator fühlen sich bei Onlyfans richtig aufgehoben, denn im Gegensatz zu anderen Pornoseiten, die etwa Videos nach Darstellern bestimmter Ethnizität oder Sexualität sortieren, kategorisiert Onlyfans nicht. Und auch sogenanntes Slutshaming, also das Beleidigen von Frauen, die sich beispielsweise freizügig kleiden oder offen mit ihrer Sexualität umgehen, bleibe auf der Plattform aus, erzählt Sexarbeiterin Yma Louisa Nowak. Dass sie "sich die Sexualisierung zum eigenen Vorteil machen" kann, ist für sie wichtig. Nowak ist eine der sieben Creator, die in dem Podcast zu Wort kommen.

Die Plattform ist selbstbestimmt, ja, aber auch undurchsichtig

Außer ihnen interviewt Valpati Journalisten, die zu Onlyfans recherchiert haben, oder die Pornoforscherin Madita Oeming. Diese Gesprächspartner zeigen die weniger attraktiven Seiten der Plattform auf, kritisieren beispielsweise immer wieder ausgesetzte Zahlungen an Creator, Datenklau, schlechten Service und Fake-Accounts. Zudem würde Onlyfans, ähnlich wie Instagram, gesellschaftlichen Druck durch Beautywahn verstärken, meint Nowak.

Als Onlyfans vergangenes Jahr ankündigte, pornographische Posts verbieten zu wollen, war die Verwirrung erstmal groß, basiert das ganze Geschäftsmodell doch auf pornographischen Exklusiv-Inhalten. Als Grund dafür nannte CEO Tim Stokely die kritische Haltung von Banken gegenüber der gesamten Pornobranche, die Geldtransfers erschwere, konnte das aber nicht belegen. Nach viel Aufregung zog das Unternehmen die Ankündigung zurück.

Onlyfans sei, so das Fazit, für viele Darsteller also nicht mehr der komfortable und sichere Ort, der er einst war. Hype & Hustle bietet das nötige Hintergrundwissen zu der Plattform, unterhaltsam und unaufgeregt aufbereitet.

"Hype & Hustle - Die Onlyfans Revolution", sechs Folgen, bei Spotify.

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