Öffentlich-Rechtliche:Schluss jetzt

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Mehr als nur Beitragszahler: Zuschauer haben klare Meinungen zum Rundfunk, für den sie monatlich 18,36 Euro zahlen. (Foto: Evheniia Vasylenko/Getty Images/iStockphoto)

Fußball-Rechte, Kontrolle, Gehälter, Fernsehfilme: Leserinnen und Leser sagen, was sich beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk ändern muss.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss sich tiefgreifend ändern, das ist klar nach den Skandalen um mangelnde Kontrolle, um Boni und Ruhegelder. Sogar die Sender selbst bestreiten das nicht; WDR-Chef Tom Buhrow hat Anfang November in einer Rede im Hamburger Übersee-Club einen "runden Tisch" vorgeschlagen, um endlich eine große Reform zustande zu bringen. Jene Reform, die den für die Demokratie unschätzbaren Rundfunk rettet und das Vertrauen wiederbringt - und die der Medienpolitik seit Jahren nicht gelingt. Aber wie sollen sich ARD, ZDF und Deutschlandradio ändern, für die pro Wohnung hierzulande 18,36 Euro im Monat fällig werden? Wir haben unsere Leserinnen und Leser gefragt.

Kontrolle auf oberster Ebene

Die ständige Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk problematisiert leider meist die Gehälter der Mitarbeiter, vorwiegend die der Intendanten und Intendantinnen. Die Fokussierung auf die Gehaltsstrukturen empfinde ich als reine Neiddiskussion, welche die durchschnittliche Einkommenssituation bei vergleichbaren Aufgaben, Umsätzen und Mitarbeiterzahlen vernachlässigt. Welcher CEO eines deutschen Dax-Unternehmens verdient so wenig wie die RBB-Intendantin Katrin Vernau oder WDR-Chef Tom Buhrow?

Vielleicht trägt meine konkrete Idee zu einer Versachlichung bei: Der Hinweis von Tom Buhrow bei seiner Hamburger Rede, er sei hier als Privatperson, war geradezu lächerlich. Ein Intendant, der über den Rundfunk spricht, ist immer Vertreter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Seine Forderung nach einem "runden Tisch" stellt aber das Dilemma der ARD dar. Es gibt bei der ARD kein wirksames Kontrollgremium. Die Gremienkonferenz und der Programmbeirat sind es offensichtlich nicht. Wer kontrolliert denn die ARD-Programmdirektorin Christine Strobl und ARD-Chefredakteur Oliver Köhr? Es mangelt an einem Rundfunkrat für die gesamte ARD. Solch ein Rundfunkrat könnte bei der Gesamtbetrachtung Entscheidungen vorbereiten, die Struktur verändern und Aufgaben auf die Sender verteilen. Es bedarf eines Rates auf ARD-Ebene, der auch Mehrheitsentscheidungen zum Beispiel gegen einzelne Sender durchzusetzen vermag.

Robert Punge, Dortmund, WDR-Rundfunkratsmitglied von 2016 bis 2021, stv. Mitglied von 2021 bis 2025

Nur wer zusieht, soll zahlen

Die Zwangsgebühr muss weg. Nur wer fernsieht, zahlt seinen Fernsehanteil.

Harald Dupont, Ettringen

Ein Publikumsbeirat muss her

Fragen Sie mal das Fernsehpublikum. Fragen Sie die älteren Leute von 60 oder 70 Jahren. Diese haben noch einen Vergleich mit Bildungsniveau im Fernsehen. Nach dem Blick ins Programm lautet die Antwort häufig: fernsehfreier Abend. Sehenswerte Filme sind oft spät dran. Zu spät, um sie noch schauen zu wollen. Die Sender brauchen einen Publikumsbeirat, der auch streitbar ist.

Anna Gründel, Allershausen

Gehälter in unwirklichen Sphären

Eine Reform der Gehälter ist unabdingbar. Sind diese doch in einer unwirklichen Sphäre angesiedelt. Dazu möchte ich gerne mal Folgendes veranschaulichen: Es war ein zähes Ringen darum, unter welchen neuen Rahmenbedingungen das Bürgergeld eingeführt wird. Geld, das die Existenzgrundlage Hilfsbedürftiger und Arbeitssuchender absichern soll. Auf der anderen Seite, um zurück zu den Öffentlich-Rechtlichen zu kommen, haben wir Intendanten und Intendantinnen, die mehr Geld als Bundeskanzler Olaf Scholz verdienen. Als ob diese astronomische Summe nicht schon längst den Zenit des Maßlosen erreicht hätte, hält man Mietzuschüsse und anderweitige Boni auch noch für erforderlich.

Michael Ayten, Trier an der Mosel

Kein Fußball, keine Milliardenausgaben

Ich schlage einen Verzicht auf jegliche Livesportübertragungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen vor. Damit könnte man Milliarden für die Übertragungsrechte sparen und sogar noch andere Programmsparten besser ausstatten, vielleicht sogar prekär beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein existenzsicherndes Einkommen zubilligen. So würde der Sport endlich wieder auf das reduziert, was er eigentlich ist: eine nur für einen Teil der Zuschauerschaft interessante Nebensächlichkeit und ein fragwürdiges Milliardengeschäft, das völlig von weltweit agierenden Korruptionsklüngeln wie Fifa und IOC beherrscht und von zweifelhaft regierten Staaten zu Propagandazwecken missbraucht wird. Der Informationspflicht genügen schließlich auch Zusammenfassungen, zu denen man Zweitverwertungsrechte erwirbt, notfalls auch Berichterstattung ohne Bilder.

Detlev Schubert, Parkstetten

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Wer zahlt, muss mitbestimmen

Ich finde, man sollte Gremien schaffen, in denen sich, wer will, zu den redaktionellen Inhalten einbringen kann. Klar, es gibt den Rundfunkrat. Nur ist das aus meiner Sicht ein ebenso verschlossener, elitärer Klub, der nicht im Ansatz unsere Gesellschaft widerspiegelt. Dieser Geheimrat muss durch eine offenere und leichter zugängliche Instanz ersetzt werden. Wenn ich zahle, dann will ich auch den mir zustehenden Teil mitbestimmen. Nicht nur über das Programm, auch über die Finanzen (Stichwort "Verwaltungsrat"). Im Endeffekt sollen natürlich die Finanzexperten die Entscheidungen treffen. Aber Vorschläge der Beitragszahler können auch wertvolle Denkansätze zum Haushalt liefern.

Dr. Marcus Scheibenzuber, München

Konzentration auf das Eigentliche

Das Verständnis, mediale Grundversorgung und Vielfalt mit einer Haushaltsabgabe zu sichern und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk wesentliche Aufgaben dabei anzuvertrauen, ist den guten Erfahrungen mit ARD und ZDF geschuldet und plausibel. Der Auftrag muss aber so verändert, das heißt reduziert und qualitativ garantiert werden, dass er die verpflichtende Gesetzmäßigkeit unserer finanziellen Belastung neu legitimiert. Die Angebote sollten radikal auf das Eigentliche reduziert werden: Nachrichten, Hintergründe, Analyse, Kulturvermittlung und Bildung. Im Vertrauensschutz derer, die bisher wohlverstanden geliefert haben, muss das natürlich sozialverträglich geschehen. Die Kosten und Quellen für alles andere müssen wir frei wählen dürfen, weil es genug Angebot gibt. Selbst Nachrichten, Hintergrund, Analyse, Kultur und Bildung senden auch andere im Umfeld ihrer kommerziellen Angebote. Aber ein konsequenter Umbau allein darauf wäre ein neues, von allen plausibel zu finanzierendes Alleinstellungsmerkmal für ARD und ZDF.

Wolfgang Tumler, Scharnstein, Österreich

Was da läuft, ist nicht zumutbar

Mein Vorschlag: Die ARD strahlt um 20.15 Uhr erfolgreiche Spielfilme der letzten 50 Jahre aus. Was jetzt Tag für Tag, Woche für Woche etc. läuft, ist unserem Volk nicht zumutbar! Ich erwarte eine echte Reform und nicht nur eine teilweise beim RBB.

Aribert Schmidt, Panketal

Die Sender haben einfach zu viel Geld

Mich würde es sehr interessieren, wie eine Statistik ausfallen würde, bei der man nach Altersgruppen ermittelt, wie hoch die Zuschauerzahlen im linearen TV überhaupt sind. Ich selbst gehöre der Generation an, die erst als Schulkind das Fernsehen entdecken durfte und könnte ohne TV-Gerät nicht leben. Doch seit Jahren sehe ich fast nur in der Mediathek oder bei Streaming-Sendern fern. Ich finde es eine Unverschämtheit, dass jeder Haushalt in Deutschland die Rundfunkgebühren zahlen muss. Vor allem, wenn man weiß, wie selten es einen Beitrag gibt, bei dem es sich lohnt einzuschalten. Wenn die Sender mit diesem großen Topf an Einnahmen haushalten dürfen, muss man sich nicht wundern, wenn dabei die Gelder so ungerecht ausgegeben werden.

Gerita Schlüter, München

Das "Damenprogramm" ist überholt

Die ARD- und ZDF-Fußball-Koordination muss sich ändern. Wenn eine Fußballübertragung in einem Sender stattfindet, wird das gesamte Programmschema des anderen Senders durchbrochen. Parallel zu Fußballübertragungen werden beispielsweise politische Magazine nicht gesendet, werden Nachrichtenjournale verschoben oder gekürzt. Stattdessen werden irgendwelche Wiederholungen gesendet, vorzugsweise aus einer Sparte, welche die Verantwortlichen wohl als "Damenprogramm" verstehen: Rosamunde Pilcher und Ähnliches. Ich bin eine Frau und möchte dennoch gerne politische Sendungen sehen statt seichter Filmchen, die schon bei der Erstausstrahlung zu banal für mich waren.

Apropos: Bei all dem Vorgenannten fällt auf, dass diese Programmgestaltung wohl eher den Bedürfnissen des männlichen Publikums entspricht. Themen, die Frauen interessieren - gut gemachte Spielfilme, Literaturverfilmungen, aber auch Magazine wie Mona Lisa -, kommen zu kurz. Ich würde mir mehr gute psychologische oder witzige Spielfilme wünschen, mehr aktuelle und informative Sendungen, die zur Primetime und nicht erst nach den Nachrichtenjournalen laufen. Des Weiteren weniger Quiz, weniger Blutrünstiges und weniger Talkformate mit den immer selben Parteienvertretern und -vertreterinnen. Menschen aus der Praxis wären häufig eine viel größere Bereicherung, wie wir zur Corona-Zeit erleben konnten.

Vera Niedermann-Wolf, Rottweil

Eine Mediathek europäischer Sender

Aus meiner Sicht leisten die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag zu Kultur, Bildung, auch politischer Bildung und gegenseitigem Verständnis. Dringend bräuchte es mehr europäische Perspektiven. Ich würde mir eine gemeinsame Mediathek aller europäischen Sendehäuser wünschen.

Lars Lischke, Amsterdam, Niederlande

Mehr Regionales!

Angesichts der von den Sendern selbst beklagten schwierigen Kostensituation müsste über eine Zusammenlegung, wenigstens aber über eine intensive Kooperation nachgedacht werden. Wir brauchen keine gleichzeitige Berichterstattung über wichtige Themen (Midterms) von ARD und ZDF! Dies würde zwangsläufig die Personal- und damit auch die Kostenstruktur verschlanken. Übrigens scheint mir der öffentliche Hörfunk auch übertrieben breit ausgebaut zu sein! Die dritten Programme der ARD in Zahl und Inhalt zu schrumpfen, wäre ein völlig falscher Schritt, denn in einer Zeit, in der vielen Menschen Regionalität als Teil eigener Identität immer wichtiger wird, muss das Fernsehen diese Wünsche bedienen.

Heino Bruhn, Tornesch

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Einschläfernde Geistlosigkeit

An manchen Tagen folgen sogar zwei Krimis nacheinander, und wenn es schlecht läuft, auch noch auf beiden Kanälen. Wer will eigentlich so viel Blut und Grausamkeit sehen? Das Weltgeschehen um uns herum ist schlimm genug. Mit dieser Meinung stehe ich übrigens nicht allein da, etliche meiner Bekannten sehen das genauso. Außerdem könnte es nicht schaden, wenn interessante Dokus zu einem früheren Zeitpunkt ins Programm kämen. Manchmal hab ich den Eindruck, dass man das Publikum um 20.15 Uhr - wenn da nicht gerade ein Krimi läuft - mit geistlosen Heile-Welt-Sendungen einschläfern will. Ich bin jedenfalls froh, dass es ARD Alpha, Arte und Phoenix gibt und ich - immer öfter - auch auf die Mediathek ausweichen kann.

Gertraud Metzger, München

Es braucht das Gegenüber

Bei aller Notwendigkeit einer vielfältigen und parteilosen Information der Bevölkerung ist die Frage zu stellen, ob es wirklich der vielen Rundfunkprogramme der einzelnen Sendeanstalten bedarf. Ich finde außerdem, ZDF und ARD müssen als Gegenüber bleiben. Mit einer Einschränkung: Es ist nicht erforderlich, dass beide Sendelinien von jeder Fußball-WM, Fußball-EM und jeder Olympiade berichten, das ist völlige Geldverschwendung. Ich halte auch eine Begrenzung der Fernsehgelder für die Fußballvereine für wichtig. Das kapitalistische Profitum der entsprechenden Sportvereine ist dadurch erheblich gepusht worden.

Dr. Matthias Erich, Worpswede

Rosenheim ist bald leer gemordet

Natürlich kann und müsste man am Programm etwas ändern, aber wohl anders, als es sich Frau Vernau vorstellt. Reduzieren könnte man Krimi-Orgien. Dass dabei immer nur der eine Tatbestand behandelt wird, der in der Kriminalstatistik sehr selten vorkommt, nämlich Mord, liegt wohl daran, dass ein Drehbuchschreiber zu wenig Fantasie hat, ein Wirtschaftsverbrechen spannend zu beschreiben. Außerdem passen die bei diesen Delikten in Wahrheit sehr langen und oft auch erfolglosen Ermittlungen nicht in ein 90-Minuten-Schema mit 100 Prozent Aufklärungsquote. So müssen wir wohl so lange warten, bis nach Bad Tölz irgendwann einmal Rosenheim "leer gemordet" sein wird.

Das Programm ist aber nicht der eigentliche Punkt, an dem gespart werden sollte - nur der realistischste. Wenn Führungskräfte bei den Öffentlich-Rechtlichen darüber nachdenken sollen, wie sie ihr Gehalt einschränken können, kommt logischerweise nichts heraus. Am Programm zu sparen, um an die eigentlichen, strukturellen Ursachen nicht herangehen zu müssen, kann als vieles bezeichnet werden; Reform ist es nicht.

Thomas Spiewok, Hanau

Trau keinem über 40

Das ZDF sollte der Generation U40 übergeben werden. Der Intendant sollte an seinem 40. Geburtstag ohne Ruhegeld zur ARD wechseln müssen, auch für die Redaktionen gäbe es eine entsprechende Altersgrenze. Statt Markus Lanz wird wöchentlich Carla Rochel von der "Letzten Generation" ausgestrahlt, die Politiker und Politikerinnen bezüglich ihrer Ideen, Versäumnisse, Entscheidungen, Konzepte bezüglich der Bewohnbarkeit des Planeten befragen würde. Statt Heute würde die Nachrichtensendung Morgen gesendet. In der Sendungen Da kommst du nie drauf! würden die besten Zukunftskonzepte vorgestellt, in Wetten dass ..? skurrile Versuche zur Erhaltung beziehungsweise Wiederherstellung der Artenvielfalt und Biodiversität. Ob das ZDF weiterhin als linearer Fernsehkanal bestehen bleiben würde oder in diverse Youtube- und Social-Media-Kanäle überführt würde, ist offen. Fix bleibt die üppige finanzielle Ausstattung des Senders, auf welchen Wegen dieser funkt und was dieser funkt, bleibt der jeweiligen jungen Generation überlassen, zu denen gegebenenfalls auch jeweils die "letzte" Generation gehört. Ganz nebenbei wäre das also auch ein Konzept, um die junge Generation für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wiederzugewinnen.

Joachim Leser, Konstanz

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