Newtopia in Sat 1:Feuer frei für den Faulenzer

Lesezeit: 4 min

Newtopia in Sat 1: Beauty-Queens, Schönlinge und Möchtegern-Chefs: Sat 1 sorgt schon dafür, dass es in "Newtopia" kracht. Und sei es zwischen Veganern und Fleischessern oder zwischen Müden und Machern.

Beauty-Queens, Schönlinge und Möchtegern-Chefs: Sat 1 sorgt schon dafür, dass es in "Newtopia" kracht. Und sei es zwischen Veganern und Fleischessern oder zwischen Müden und Machern.

Sat 1 hat ein neues Big Brother. In "Newtopia" geht es allerdings nicht mehr darum, vor Kameras blöd herumzuhängen, sondern gefälligst zu liefern. Zur Auftaktsendung sind die wichtigsten Rollen schon verteilt.

Von Ruth Schneeberger

Man kann nicht behaupten, dass das Kofferpacken im deutschen Fernsehen eine untergeordnete Rolle spielen würde. Schon gar nicht im Privatfernsehen: Ob Sendungen über den Austausch oder das Anwerben von Frauen, um das Auswandern oder das Heimkehren von Weltreisenden, von gesuchten Schwiegertöchtern, verlorenen Tanten oder Dates mit Dicken handeln - immer wieder muss zuvorderst dringend gepackt werden. Schon mal aufgefallen? Falls nicht, liegt das daran, dass dieses ewige Kofferpacken im TV gähnend langweilig ist. Kein Mensch will einem anderen dabei zuschauen. Kann das mal jemand an entsprechender Stelle anbringen?

So auch bei "Newtopia", der neuen großen Hoffnung von Sat1. Was wurde diese Sendung beworben - und überhöht: Das "größte TV-Experiment" aller Zeiten kündigte die Produktionsfirma an. John de Mol, der uns schon die Traumhochzeit, Big Brother und The Voice of Germany bescherte, spricht von einem "sozialen Experiment", das auf nicht weniger als der von im 16. Jahrhundert von Thomas Morus erdachten Idee einer idealen Gesellschaft gründe, "Utopia" eben. "Vollkommenes Glück oder totales Chaos" stellt der Sender in Aussicht. Denn 15 "Pioniere" sollen hier, im Brandenburgischen, 40 Kilometer vor Berlin, zwischen 25 Hühnern, zwei Kühen, mehr als 100 Kameras und fast 60 Mikros ihre eigene schöne neue Welt gründen - angeblich ohne von außen auferlegte Regeln.

Mal wieder nur Kofferpacken zum Start

Und dann das: Die erste Folge, verfolgt von 2,8 Millionen Zuschauern, was jetzt schon als "Traumstart" verkündet wird, besteht fast nur aus Kofferpacken. Wieder mal. Wir sehen Candy, Conny und Christian beim Einziehen zu. Zuvor müssen aber noch alle acht Männer und sieben Frauen in den Autos des Sponsors (von denen eines anschließend vom Hof gestohlen wurde, wie Bild aufgeregt berichtet) zurück nach Hause chauffiert werden, um eben dringend für ein Jahr zu packen. Damit es noch dringlicher wird, stehen ihnen für den Akt des Packens nur 15 Minuten zur Verfügung.

Schon während des Packens wird klar: Die Rollen sind bereits verteilt. Also doch wieder Regeln von außen - nämlich die des Showgeschäfts. Die Protagonisten werden so gefilmt, und falls das im Einzelfall nicht reicht, vom Sprecher aus dem Off so beschrieben, dass noch der Dümmste versteht: Die Chefin (Kerstin aus Bayern), die Schönste (Model Diellza), die Emotionale (Schülerin Tatjana vergießt schon im Auto Tränen), der Schlaumeier (Student Lenny), der Anpacker (Landwirt Christian) und das Problemkind (Fitnesstrainer Hans) sind gesetzt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema