Man lügt nicht, wenn man behauptet, dass der Club der deutschen Serie genau den Kick verpasst hat, den sie brauchte, um die Furcht vor den angeblich übermächtigen internationalen Mitbewerbern abzuschütteln. Auf einmal stehen in vielen Häusern die Türen wieder offen für Menschen mit Serienideen. Selbst Netflix (Dark, Regie: Baran bo Odar) und eben Amazon mit Schweighöfer sind dabei und haben deutsche Serien bestellt.
Wenn Bernd Reichart dieser Tage durch das Monheimer Bürogebäude geht, begrüßen ihn alle mit Umarmungen. Die Schauspieler, die Regisseure, die Techniker. Man ist hier unter sich, irgendwie auch bei der Arbeit wie im Club. Stolz berichtet Reichart, dass 90 Prozent der Mannschaft auch schon beim Dreh im Vorjahr dabei waren. Drei der Crewmitglieder haben sich gar rote Bänder auf die Haut tätowieren lassen. Ein Hinweis, dass der Club für sie mehr ist als nur eine Serie.
"Man wird die Emotion, die man bei der ersten Staffel empfunden hat, mit der bei der zweiten vergleichen. Das wird eine große Herausforderung", sagt. Vor der ersten Staffel hat ihn kaum jemand komplett ernst genommen. Er hätte die Serie vor die Wand fahren können und wäre trotzdem ohne große Blessuren davon gekommen. So viele sind im letzten Jahr gescheitert, da wäre ein Vox-Flop kaum aufgefallen.
Verdopplung des durchschnittlichen Marktanteils des Senders in der Zielgruppe der Zuschauer unter 50 Jahren
Aber jetzt, da der Club der roten Bänder all die Preise abgeräumt hat, sind die Erwartungen natürlich höher. Die erste Staffel hatte mit 14 Prozent den durchschnittlichen Marktanteil des Senders in der Zielgruppe der Zuschauer unter 50 Jahren glatt verdoppelt; bei den jungen Frauen zwischen 14 und 29 Jahren kam Vox gar auf über 25 Prozent. "Wir können uns sehr stark auf die Figuren verlassen", sagt Reichart. Die sechs jungen Helden des Clubs, deren Zusammenhalt sich in weiteren zehn Folgen beweisen muss, liefern dafür die Grundlage. Zudem sei das Engagement aller Beteiligten schon sehr bemerkenswert, heißt es. "Handwerklich haben wir noch mal was draufgelegt, besonders auch die Schauspieler."
Doch auf die Qualität der einzelnen Folgen will man sich nicht allein verlassen. Für die erste Staffel hat Vox eine riesige Plakat-Kampagne gefahren und 250 000 rote Bänder in Sechserpacks versandt, damit die Zuschauer ihre eigenen Clubs gründen konnten. Das will der Sender wieder tun. Ab 3. Oktober läuft die Wiederholung der ersten Staffel, am 7. November starten dann die neuen zehn Folgen.
Drei Folgen sind schon fertig. "Ich habe sie gesehen, und ich bin total happy", sagt Reichart. Im vergangenen Jahr hat er den Schauspielern die ersten Ergebnisse bei einem Grillfest auf seiner Terrasse vorgeführt, und alle waren ganz beseelt. Das will er in der kommenden Woche wieder machen. Ein bisschen abergläubisch wirkt das, aber so sind sie halt am Set vom Club. Nur nichts anders machen als 2015, als alles perfekt lief für Vox.
"Es gibt viele Leute, die Vox anders wahrnehmen"
In einem Zuschauerbrief stand: "Ich freue mich schon auf den Montag. Das ist jetzt der Mutter-Tochter-Tag. Vielen Dank Vox." Reichart zitiert so etwas mit leisem Stolz und verweist auf die Auswirkungen. "Es gibt viele Leute, die Vox anders wahrnehmen, weil ihnen der Club der roten Bänder gefällt. Davon profitieren wir auch bei anderen Produktionen", sagt er.
Das provoziert die Frage nach einer dritten Staffel. "Natürlich überlegen wir, wie es weitergeht", sagt Reichart. "Die Geschichte ist nicht so konzipiert, dass sie nach der zweiten Staffel endet", räumt er ein. Für einen Senderchef sind das sehr klare Worte. Man kann sich also in Monheim darauf einrichten, dass die vom Club im nächsten Jahr wiederkommen.