NDR und Maschmeyer einigen sich:Plötzlich Friede

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Vom NDR-Magazin Panorama wurde er als "Drückerkönig" tituliert: Unternehmer Carsten Maschmeyer wehrte sich dagegen mit einstweiligen Verfügungen, zuletzt kam es zu 18 Gerichtsverfahren. Jetzt ist der erbitterte Streit überraschend vorbei - schließlich geht es ums Image.

Ralf Wiegand

Dürre Zeilen wird das gerne genannt, wenn Pressemitteilungen nicht einmal andeuten, wie schwerwiegend eine Entscheidung, wie zäh sie im Entstehungsprozess und wie schmerzhaft für manche Beteiligte sie gewesen sein mag. So gesehen ist die Mitteilung, die der NDR auch noch zum pressefeindlichsten Termin überhaupt - Freitag, 17 Uhr - herausgegeben hat, so dürr wie die Sahara trocken: "Der NDR und Herr Carsten Maschmeyer haben sich darauf geeinigt, sämtliche Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit der NDR-Berichterstattung über Herrn Maschmeyer nicht mehr weiter zu verfolgen."

Sein Streit mit dem NDR ist vorbei: AWD-Gründer Carsten Maschmeyer. (Foto: dpa)

Der Friedensschluss zwischen dem NDR und dem dort angesiedelten Magazinformat Panorama und dem Unternehmer, von der Panorama-Redakteuren hartnäckig als "Drückerkönig" tituliert, ist eine Überraschung. Zuletzt hatte das Maschmeyer-Lager, in dem der Hamburger Medienanwalt Matthias Prinz stets eine stramme Marschroute im Kampf gegen unliebsame Medienveröffentlichungen vorgab, den Kurs der Eskalation nie verlassen. Einstweilige Verfügung über Einstweilige Verfügung versuchte der AWD-Gründer gegen diverse Filme des NDR zu erwirken, aktuell waren 18 Verfahren vor verschiedenen Gerichten in Köln und Berlin anhängig.

Der Sender konterte mit seinen publizistischen Möglichkeiten, wiederholte gerne seine Recherche-Ergebnisse, wonach der AWD Kleinanleger betrogen habe und belegte sie entweder mit neuen Bildern oder mit denen, die ihm noch erlaubt waren. Maschmeyers Strategie des Bilderverbietens dokumentierte der NDR, indem er den Film "Judge's Cut - reloaded" ins Internet stellte - mit schwarzem Bildschirm überall dort, wo Maschmeyer gerade erfolgreich war und entsprechenden Kommentaren dazu. Demgegenüber wollte Maschmeyer prüfen lassen, ob die Panorama-Redakteure, angeführt vom Reporter-Urgestein Christoph Lütgert, sich strafbar gemacht haben. Der mögliche Vorwurf lautete auf Nötigung und politische Verdächtigung.

Alles vergeben und vergessen - nach SZ-Informationen ist Teil des Deals zwischen dem NDR und Maschmeyer, dass sowohl der provokante "Judge's Cut" aus dem Netz genommen wird, als auch Maschmeyers Juristen ab jetzt die Füße still halten. Die von Maschmeyers Medienberater Christoph Walther initiierte Vereinbarung gilt NDR-intern als großer Erfolg: Lediglich Bilder des Privathauses des AWD-Gründers müssen entfernt werden, ansonsten darf das Material weiter gesendet werden, falls es journalistisch geboten ist, nur nicht an andere Anstalten weitergegeben werden.

Bleibt die Frage: Warum hat der NDR, wenn er sicher war, im Recht zu sein, das Recht nicht von Gerichten sprechen lassen - und wo liegt der Vorteil für Maschmeyer, wenn 99 Prozent des Materials, in dem er alt aussieht, gesendet werden darf? Hausintern galt das juristische Sperrfeuer aus Hannover beim NDR als "Tsunami", der enorme Kräfte im Sender bündelte. Kleine Zugeständnisse für große Arbeitserleichterung, so geht die NDR-Rechnung. Und Maschmeyer? Arbeitet gerade an einem neuen Image - Deeskalation gehört dazu.

© SZ vom 09.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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