"Mirella Schulze rettet die Welt" auf TV Now:Zu nah dran

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Die Klimagruppe vor dem Kampagnenplakat zu "Trees for Life" (v.l.) Jonas (Michael Schweisser), Mirella (Tilda Jenkins), Pola (Mina Christ), Emily (Mimoé Verona) und Layla (Zoe Murmann). (Foto: TV Now)

"Mirella Schulze rettet die Welt" ist eine Comedy-Serie über eine deutsche Greta Thunberg in der Provinz. Am Ende stehen zu viele Klischees, die zu selten gebrochen werden.

Von Kathrin Müller-Lancé

Wenn es nach RTL geht, heißt die deutsche Greta Thunberg nicht Luisa Neubauer oder Jakob Blasel, sondern Mirella Schulze. Sie ist rothaarig, besitzt eine Kuschelrobbe und wohnt in einer kleinbürgerlichen Provinz, die der Bus nur alle halbe Stunde anfährt. Das zumindest ist das Setting der Miniserie Mirella Schulze rettet die Welt, die gerade auf der RTL-Streamingplattform TV Now angelaufen ist.

Die Grundidee, an der sich die Serie abarbeitet, ist durchaus charmant: Es geht weniger um das Engagement der "Fridays for Future"-Jugend selbst - sondern mehr darum, was das mit ihrem Umfeld macht. Wie erzieht und unterrichtet man Kinder, denen gegenüber man in der Klimaschuld steht? Wie viel ist Konsequenz wert, und wie viel ein Kompromiss? Mit Ralf Husmann versucht sich einer der bekanntesten deutschen Comedy-Autoren an der Antwort auf diese Fragen. Kleiner Spoiler: Mit Husmanns Erfolg Stromberg kann dieses Projekt leider nicht mithalten.

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Dabei sind die Figuren auf ordentlich Spannung angelegt: Mirellas Mutter (Jördis Triebel) arbeitet beim ortsansässigen Chemiekonzern Winterfeld, der Vater (Moritz Führmann) transportiert als Lkw-Fahrer Schweinehälften. Die pubertierenden Geschwister (Ella Lee, Maximilian Ehrenreich) verstehen zwar das ein oder andere Anliegen ihrer kleinen Schwester, essen aber halt auch einfach gerne Tiefkühlgyros.

Die arme Mirella wandelt als personifiziertes schlechtes Gewissen durch ihre Umwelt

Dann gibt es noch die Klima-AG an der Schule, neidische Mitschülerinnen und Mitschüler, eine Direktorin, die über die "Grüne-Armee-Fraktion" lästert und den Arschloch-Chef der Mutter, der sich in bester Stromberg-Manier ("Wir müssen das Dings bestimmen, das Narrativ") mal mit seinen Mitarbeitenden, mal mit der Klima-Jugend anlegt. Die arme Mirella wandelt als personifiziertes schlechtes Gewissen durch ihre Umwelt. Sie zieht Schnitzel aus dem Mülleimer und erinnert daran, den Fernseher nicht immer im Stand-by-Modus zu lassen. Bei einer Pflanzaktion bezeichnet sie Bäume als "Naturschnuller, mit denen uns Erwachsene ruhigstellen wollen".

Natürlich ist diese Serie voller Schmunzler. Aber ein bisschen wirkt sie leider auch so, als habe man sie schon mal gesehen. Vielleicht liegt es daran, dass die Figur Mirella Schulze einfach zu nah dran ist am Original. Sie ist schmächtig, ernst, eigenbrötlerisch. Auch wenn Jungschauspielerin Tilda Jenkins ihre Rolle wirklich gut meistert, kann sie gegenüber der echten Greta Thunberg nur verlieren.

Dass Mirella Schulze nicht wirklich neu wirkt, liegt mit Sicherheit aber auch daran, dass der Plot zu oft an Klischees hängen bleibt. Jedes fleischlos zubereitete Gericht wird von mindestens einem Familienmitglied theatralisch ausgespuckt - gesundes Essen schmeckt halt einfach nicht. Der Klima-AG-Lehrer ist ein verblendeter Idealist mit Gitarre, und der Konzernchef hat kein Gewissen. Die besten Momente sind die, in denen die Fassaden bröckeln. Wenn die schlagfertige Mutter daran zweifelt, ob sie ihre Kinder richtig erzieht und ob die Beziehung zu ihrer jüngsten Tochter zerbricht. Oder wenn die sonst so ernste Mirella nach einem Glas Prosecco bei der Hausparty ihrer Geschwister richtig Spaß hat. Angesichts eines so dauerdiskutierten Themas wie der Klimabewegung wären ein paar mehr solcher Überraschungen schön gewesen.

Mirella Schulze rettet die Welt, auf TV Now.

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