Medien:Vogel würdigt „medienpolitischen Urknall von Ludwigshafen“

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Bernhard Vogel (CDU), ehemaliger Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Der Rundfunk in Deutschland wird 100 Jahre alt. Deutlich jünger ist ein historisches Pilotprojekt für das duale System, das in der Pfalz per Knopfdruck begann. Ein prominenter Zeitzeuge erinnert sich.

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Speyer (dpa/lrs) - Anlässlich des 100. Jahrestags des Rundfunks in Deutschland am Sonntag (29.10.) hat der frühere rheinland-pfälzische Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) den „medienpolitischen Urknall von Ludwigshafen“ gewürdigt. Am Neujahrstag 1984 war in der Industriestadt am Rhein ein historisches Pilotprojekt für Kabel- und Satellitenkommunikation gestartet, aus dem das heutige duale Rundfunksystem Deutschlands hervorging. „Das war ein großer Aufbruch“, sagte Vogel der Deutschen Presse-Agentur. „Uns war die Grundsatzbedeutung klar, wenn auch nicht in allen Einzelheiten.“

Auslöser sei gewesen, dass neue Technologien aus den USA zusätzliche Frequenzen zur Verbreitung von Radio- und Rundfunkprogrammen möglich machten - über Kabel und Satellit. „Das Monopol, das bisher bestand, weil es nur drei Frequenzen gab, konnte aufgebrochen werden“, sagte Vogel in Speyer. „Und um diesen Aufbruch entfachte sich eine leidenschaftliche Debatte um die Zukunft von Radio und Fernsehen.“

Die damalige Bundesregierung mit Kanzler Helmut Schmidt (SPD) habe die Neuerungen verhindern wollen, erinnert sich der 90-Jährige. „Wir in den CDU-geführten Ländern wollten aber dieses Monopol aufbrechen. Es kam schließlich zu vier Kabelpilotprojekten, davon eins mit privaten Trägern, und das haben wir in Ludwigshafen durchgeführt.“

Am Neujahrstag 1984 habe er zusammen mit dem damaligen Bundesminister Christian Schwarz-Schilling in der Sendezentrale gestanden, sagte Vogel. „Um 10 Uhr haben wir auf einen roten Knopf gedrückt und damit den medienpolitischen Urknall von Ludwigshafen ausgelöst.“ Die Tat gilt als Startschuss für den heutigen Wettbewerb in Deutschland mit privaten Radio- und TV-Sendern und öffentlich-rechtlichen Anstalten.

Er selbst sei „leidenschaftlicher Nachrichtenhörer“, sagte Vogel. „Ich höre täglich beim Rasieren den Deutschlandfunk und sehe jeden Abend die Nachrichten, entweder in der ARD oder im ZDF.“ Gelegentlich schaue er auch andere Sachen. „Im Auto höre ich natürlich Radio.“

© dpa-infocom, dpa:231026-99-705806/3

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