Jan-Gregor Kremp im ZDF:Jüngster "Alter" aller Zeiten

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Jan-Gregor Kremp hält es mit seiner neuen Ermittlerrolle im ZDF wie mit einem Dampfschiff: "Da muss man auch gelegentlich mal die Motoren überprüfen." Ansonsten bleibt alles beim Alten - beim "Alten".

Karoline Meta Beisel

Wenn man sagt, "die Alten werden immer jünger", dann meint man damit, dass die Senioren von heute lieber Sudoku auf dem iPad spielen, statt das Kreuzworträtsel in der Hörzu zu lösen, oder Sprachkurs in Argentinien statt Kreuzfahrt auf der Donau machen. Dass beim ZDF, das gern als Heimatsender der Generation 60 plus gilt, die Redensart dieser Tage wörtlich genommen wird, ist beachtlich: Wenn Jan-Gregor Kremp als Kommissar Richard Voss am kommenden Freitag seinen ersten Fall löst, wird er mit 49 Jahren der jüngste "Alte" sein, den der Sender je hatte.

Siegfried Lowitz war 62, als er 1977 zum ersten Mal als kauziger Hauptkommissar Köster in Der Alte zu sehen war; Rolf Schimpf gab die Rolle des leisen, gelassenen Ermittlers Leo Kress mit 83 Jahren ab - unvorstellbare 222 Folgen und 21 Jahre nach seinem ersten Einsatz. Walter Kreye schließlich, der letzte "Alte", musste im vergangenen Jahr mit knapp 70 Jahren vorzeitig aussteigen, als er krank wurde. Nur drei Ermittler in bislang 37 Jahren - Jan-Gregor Kremp rechnet lieber in Jahren als in Jahrzehnten, auch, weil sein Vertrag jedes Jahr verlängert werden muss. Er weiß, was die Zuschauer von Der Alte erwarten: "Einen klassischen Krimi, und den kriegen sie auch serviert."

Das Publikum kennt Jan-Gregor Kremp bislang vor allem als Ermittler im hessischen Polizeiruf, "das war ein eher versoffener, verstrahlter Ermittler". Richard Voss ist anders, ein aufmerksamer Zuhörer, in dem eine Menge der typischen Jan-Gregor-Kremp-Rollen drinsteckt: Humor zum Beispiel, Mitgefühl für die Verdächtigen, auch Melancholie. Die 366. Folge, mit der Richard Voss seinen Einstand gibt, heißt "Königskinder". Ein junges Mädchen wird tot vor einem Sozialwohnungsblock gefunden. Die standesbewussten Eltern ihres wohlhabenden Freundes, aber auch der eifersüchtige Ex-Freund, geraten unter Verdacht. Zwischendurch wird Voss vom dienstältesten Ermittler im deutschen Fernsehen, Michael Ande, in die Kunst des Weißwurst-Zuzelns eingeführt.

Was Jan-Gregor Kremp als Zuschauer selbst an der Serie mochte, die Beständigkeit, für die will er auch in Zukunft einstehen. Kleine Modernisierungen nicht ausgeschlossen: "Das ist wie bei einem alten Dampfschiff, das seit Jahrzehnten so dahinfährt, da muss man auch gelegentlich mal die Motoren überprüfen und den Rost abbürsten." Aber die gepflegte Entspannung am Freitagabend, die brauche keine Runderneuerung, findet er. Der Alte soll der alte bleiben. Schließlich will man im deutschen Fernsehen die Leute nicht erschrecken.

Der Alte: Königskinder , ZDF, 14. September, 20.15.

© SZ vom 06.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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