Interview:Nahtzuschlag

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Das Do-it-yourself-Heft Cut aus dem Moser Verlag gilt unter den Kreativ-Magazinen als Vorbild. Seit der Erstausgabe im Jahr 2009 heimste es viele Auszeichnungen ein. Die Printausgabe pausiert nun, im Internet gibt es Cut weiter. (Foto: oh)

2009 brachten zwei Grafikdesignerinnen "Cut" auf den Markt, ein Do-it-yourself-Magazin, unter anderem mit Designermode zum Selbernähen. Seine Leser lieben es, Jurys zeichnen es aus. Trotzdem pausiert "Cut" nun bis auf Weiteres. Warum?

Interview von Kathrin Hollmer

Als die Grafikdesignerinnen Lucie Heselich und Marta Olesniewicz 2009 Cut gründeten, dachte man bei Schnittmustern noch vor allem an den Klassiker Burda Moden, der heute Burda Style heißt. Das Do-it-yourself-Magazin Cut erschien zwei Mal im Jahr im Moser Verlag, wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit einem Red Dot und einem Lead Award, und war immer anders: nicht zu ernst, frech in Sprache und Layout, mit Popcorn-Helmen oder einem Bällebad aus Wollknäueln auf dem Cover - und mit Designermode zum Selbernähen. Vergangene Woche verkündete Anke Eberhardt, 34, die 2012 die Mode- und Chefredaktion von Cut übernommen hat, dass das Magazin nach sieben Jahren und 14 Heften bis auf Weiteres pausiert.

SZ: Frau Eberhardt, warum erscheint Cut vorerst nicht mehr gedruckt?

Anke Eberhardt: Cut gibt es seit sieben Jahren. Damals waren wir Pioniere, inzwischen gibt es viele Magazine, die die gleiche Zielgruppe haben, wenn auch ganz andere Stilvorstellungen. Unser Magazin kostet 9,50 Euro. Die treuen Cut-Fans haben das gern gezahlt, alle anderen nehmen am Kiosk das Heft für drei Euro, in dem es auch ums Selbermachen geht, auch wenn man es qualitativ nicht vergleichen kann. Zwangsläufig hätte das Heft günstiger werden müssen - und wir günstiger produzieren. Wir wollten nicht einfach auf billigerem Papier drucken oder die Shootings so reduzieren, dass die Leser enttäuscht sind. Darum machen wir jetzt eine Pause.

Wie haben sich die Zahlen entwickelt?

Unsere Auflage lag anfangs bei 24000, später bei 27000 Heften. Der Verkauf ist nicht eingebrochen, aber er ging zurück. Konkrete Zahlen nennen wir nicht, aber wir spüren die Konkurrenz. Absurderweise hatten wir in den letzten Ausgaben die besten Anzeigenverkäufe seit der Gründung. Unser Problem ist, dass wir uns früher organisatorisch besser hätten aufstellen müssen.

Inwiefern?

Bei Cut geht es nicht nur um DIY, das Magazin selbst war ein DIY-Projekt. Es gab keine feste Redaktion, niemanden mit Erfahrung im Magazinmachen. Unser Kernteam bestand aus maximal fünf Personen, die alle nebenbei andere Jobs hatten. Eine Frau aus Stuttgart kümmerte sich in ihrer Garage um die Abonnenten. Es gab keine Anzeigenabteilung, keine Vertriebsstruktur. Es ist immer alles mit Herzblut passiert, aber nicht unbedingt effizient. Aber genau deswegen haben die Leute das Heft geliebt.

Wie geht es jetzt weiter?

Im Moment versuchen wir, das Printheft zu retten. Solange gibt es Cut online, auf dem Blog und auf Facebook. Ich glaube, wenn wir uns vor drei Jahren mit einem großen Verlag zusammengetan hätten, wäre das der richtige Zeitpunkt gewesen. In einem größeren Verlag profitiert man von den Strukturen, nutzt Anzeigenvermarktung und Vertrieb.

Nun haben viele Verlage schon DIY-Hefte.

Das ist ein Nachteil. Aber die Marke Cut ist immer noch stark, wir sind mit mehreren Verlagen im Gespräch. Wenn wir uns aber zu weit von dem entfernen müssten, was für uns Cut ist, um es weiter zu finanzieren, dann hören wir lieber auf.

© SZ vom 31.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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