"Homeland"-Vorlage "Hatufim" bei Arte:Verwirrende Heimkehr

Lesezeit: 1 min

Von links: Nurit Halevi-Zach (Mili Avital) mit dem Foto ihres einstigen Verlobten, Talia Klein (Yael Abecassis) trägt das Porträt ihres Ehemannes und Yael Ben-Horin (Adi Ezroni) ein Foto ihres Bruders - eine Szene von Hatufim. (Foto: dpa)

"Homeland" gilt derzeit als eine der besten US-Serien. Die Vorlage für das Verwirrspiel um den Ex-Kriegsgefangenen Brody stammt aus Israel: "Hatufim - In der Hand des Feindes". Nun zeigt Arte dieses Original. Israelische Soldaten kommen von der Hisbollah frei. Wie dies gezeigt wurde, traf im Land einen Nerv.

Von Thorsten Glotzmann

Die preisgekrönte Serie Homeland wird als Beispiel des amerikanischen Qualitätsfernsehens gefeiert, in Deutschland zeigte Sat 1 die erste Staffel. Von Donnerstag an strahlt Arte nun die israelische Vorlage aus, deren Erfinder und Produzent Gideon Raff auch hinter der US-Adaption steckt.

Auch in Hatufim geht es um die überraschende Rückkehr von Kriegsgefangenen. Zwei israelische Soldaten kommen nach siebzehn Jahren in den Händen der Hisbollah im Libanon infolge eines Deals frei und begegnen ihren Familien wieder. Ein dritter Soldat kehrt im Sarg zurück und bleibt nur in der Phantasie seiner Schwester präsent.

In der ersten Folge fällt sogleich ein Unterschied zum amerikanischen Format auf, das seine Spannung von Beginn an aus dem unklaren Verhältnis von Wahrheit und Täuschung bezieht: Der im Irak befreite US-Marine Nicholas Brody wird von seiner Gegenspielerin, der manisch-depressiven CIA-Agentin Carrie Mathison verdächtigt, für al-Qaida zu arbeiten. Die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn, zwischen Gut und Böse verschwimmt dabei so sehr, dass sie kaum noch zu erkennen ist.

Hatufim nähert sich dem Thema von den Angehörigen aus, die mit einer Rückkehr ihres Mannes, Vaters oder Sohnes nicht mehr gerechnet hatten. Dass einer der Soldaten zu den Terroristen übergelaufen sein könnte, wird nur vage angedeutet. Dieser Verdacht und die verwirrenden Gefühle der traumatisierten Heimkehrer und ihrer Familien treiben die Handlung voran. In die Szenen der Wiederbegegnung mischen sich Flashbacks von Folterungen.

In Israel wurde die Serie kontrovers diskutiert. Die Mutter eines Ex-Häftlings kritisierte sie sogar als "Promo für die Hamas". Da in Israel fast jeder zur Armee muss, traf das Thema einen Nerv der israelischen Gesellschaft. Der Tauschhandel mit Kriegsgefangenen ist dort höchst umstritten.

Hatufim - In der Hand des Feindes , Arte, immer donnerstags, 21 Uhr.

© SZ vom 08.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: