Finale von "Breaking Bad":Du bekommst, was du verdienst

Lesezeit: 3 min

Am Set von Breaking Bad (Foto: AP)

Achtung, Spoiler-Alarm: Wer die letzte Folge von "Breaking Bad" nicht gesehen hat, sollte diesen Text nicht lesen. Die Serie findet einen gelungenen Abschluss mit prägenden Momenten - und dürfte deshalb als eine der besten in die TV-Geschichte eingehen.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es gibt einen Moment der Katharsis in dieser letzten Folge der Fernsehserie Breaking Bad, einen Augenblick der Wahrheit. Walter White steht vor seiner Frau Skyler, um sich zu verabschieden. Er will sich erklären, seine Taten der vergangenen Jahre. "Wenn ich noch einmal hören muss, dass du das alles für die Familie gemacht hast", sagt Skyler. Tränen laufen über ihr Gesicht.

"Ich habe es für mich gemacht", sagt Walter: "Ich habe es gemocht. Ich war gut darin. Und ich war - ich war lebendig."

Ende mit offenem Mund

Es ist die stärkste Szene in einem ohnehin kräftigen Finale einer intensiven Fernsehserie. Showrunner Vince Gilligan hat ihn geschaffen, diesen Moment - ihm ist damit gelungen, woran viele Produzenten zuvor gescheitert sind: Es lässt eine beeindruckende Fernsehserie so enden, dass der Zuschauer mit offenem Mund vor dem Bildschirm sitzt und nickt. Ja, so muss es zu Ende gehen! Breaking Bad dürfte auch wegen dieses Abschlusses als eine der besten Serien in die TV-Geschichte eingehen.

Die Verantwortlichen der Serie feierten das Finale auf dem Hollywood Forever Cemetery mit einer Gala, durch die 1,8 Millionen US-Dollar für einen guten Zweck gesammelt wurde. Marilyn Manson war da, Ewan McGregor, Netflix-Chef Ted Sarandos. Aaron Paul erschien im gelben Schutzanzug und mit Gasmaske, Bryan Cranston bedankte sich bei Vince Gilligan, dann sagte er: "Wie es mir geht, jetzt wo es vorbei ist? Nun, ich glaube, dass ich jetzt wieder Gefühle haben darf." Über das Finale sagte er: "Ich glaube, dass wir das beste Ende für diese Serie gefunden haben."

SZ JetztFrauenfiguren in Serien
:"Ich hasse Skyler White!"

Skyler White, Walter Whites Ehefrau in "Breaking Bad", ist bei den Fans der Serie alles andere als beliebt. Ihre Darstellerin Anna Gunn hat sich nun in der "New York Times" dazu geäußert und damit ein viel diskutiertes Themenfeld angerührt: unterrepräsentierte Frauenfiguren in Serien - und die Frauenfeindlichkeit der Zuschauer.

Von Nadja Schlüter

Das Geständnis seiner Figur Walter White seiner Frau gegenüber ist die Antwort auf die Frage, die Breaking Bad fünf Spielzeiten lang gestellt hat: Der amerikanische Traum gaukelt den Menschen vor, sie könnten alles aus sich machen - wenn sie nur ihr Talent erkennen, es entwickeln und hart daran arbeiten. Breaking Bad kehrt diesen Traum um und fragt provokant: Was ist, wenn deine große Begabung darin besteht, Crystal Meth zu kochen und ein Drogenlord zu sein?

Walter White findet eine ehrliche Antwort darauf. Es gibt keine Entschuldigungen mehr, sein Geständnis ist nicht nur eine Nachricht an seine Frau - es ist eine Botschaft an all jene, die ihr Leben damit verbringen, böse Taten damit zu rechtfertigen, dass sie es für jemanden anderen tun würden: die Familie, das Land, den Glauben. Nein, sagt Walter, die ehrliche Antwort darauf ist: Du machst das alles für dich selbst.

Vor und nach diesem Moment setzt Breaking Bad die noch fehlenden Puzzleteile der Serie zusammen. Es ist die klassische reinigende Rundfahrt, bei der alle prägenden Figuren der Serie noch einmal zu sehen sind und aufgelöst wird, was aus ihnen wird. Walter zerschlägt das Drogenkartell und zeigt dabei, dass er nicht nur ein prima Chemiker ist, sondern auch über erstaunliche handwerkliche Fähigkeiten verfügt - und dass in Breaking Bad das Theorem von Anton P. Tschechow (wer im ersten Akt eine Pistole zeigt, der sollte sie in einem der kommenden Akte auch abfeuern) eindrucksvoll umgesetzt wird.

Jeder bekommt in dieser Folge das, was er verdient, gegen Ende der Folge wird das durch das Lied "Baby Blue" des passenden Soundtracks untermalt. Walter gibt in diesem Fall den Rächer - und bei Lydia zeigt sich, dass sich das Tschechow-Theorem auch auf Stevia und Gift anwenden lässt.

Neue US-Serien
:Von Vampiren, Aliens und Attentätern

Alleinstehende Mütter, verlassene Männer und eine Chirurgin, die den Präsidenten töten soll: Im Herbst starten auf den amerikanischen TV-Kanälen neue Fernsehserien. Eine Vorschau auf Dracula und die Rückkehr von Robin Williams.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Walter besucht auch Gretchen und Elliott Schwartz, seine ehemaligen Partner. Er sieht dort noch einmal das Leben, das er hätte haben können, wenn nur ein paar Momente anders gelaufen wären: eine Villa, eine glückliche Ehe. Doch das ist nicht sein Leben, das weiß er - und so benutzt er die beiden, damit seine Familie fast zehn Millionen Dollar bekommt. Und die Schwartzens von nun an in Todesangst leben.

Es gibt noch einen starken Moment in dieser letzten Folge: Walter will all seine Feinde töten - auch Jesse, seinen Adjutanten, den er jahrelang behandelt hat wie einen reudigen Hund und von dem er glaubt, dass er sich mit Rechtsextremisten zusammengetan hat und weiter Crystal Meth kocht. Er findet heraus, dass Jesse nicht Partner, sondern Gefangener ist. "Vielleicht ist das der Moment der Rettung für Walter", sagt Cranston.

"Dann mach' es selbst"

Es zeigt sich nämlich, dass da doch noch ein bisschen Mensch in Walter steckt - er rettet Jesse und fordert ihn danach auf, ihn zu töten: "Ich will das!" Jesse legt die Waffe nieder und sagt: "Dann mach' es selbst." Er ist frei von Walter - der später dennoch stirbt - , mit einem verrückten und befreiten Lachen fährt Jesse davon. Er hat es geschafft.

Genauso geht es den Zuschauern von Breaking Bad, die fünf Staffeln lang nicht weggekommen sind von Walter White. Wir haben zugesehen, weil wir es wollten. Nun sind wir frei.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: