In einem fernen Land
Melodram, Arte, Sonntag, 20.15 Uhr
Man darf schon mal fragen, warum sich Nicole Kidman erst eine falsche Nase als Virginia Woolf in The Hours (2002) anpappen musste, damit sie einen Oscar bekommt. Schlechte Filme mit ihr sind nicht bekannt, und in der Ehe mit Tom Cruise (die vermutlich schwierigste Rolle von allen) ist sie nicht untergegangen, sondern hat sich auch schauspielerisch behauptet. In Ron Howards Epos befand Kidman sich im Frühstadium ihrer Karriere, ihr Mann war da schon etwas weiter. Sie hatten sich gerade in Tage des Donners (1990) gefunden und spielten zwei Jahre später eine Liebesgeschichte, die vom amerikanischen Traum im 19. Jahrhundert erzählt. Cruise arbeitet als irischer Einwanderer viel mit den Fäusten, Kidman überragt ihn als Tochter aus gutem Haus. Arte zeigt ihr zu Ehren im Anschluss ein Porträt von 2022: Eyes Wide Open.
Spy Game - Der finale Countdown
Thriller, ZDF, Nacht zu Sonntag, 0 Uhr
Ein Spionage-Thriller von Tony Scott mit einer Dynamik wie zwischen Vater und Sohn. Robert Redford spielt Nathan Muir, einen CIA-Veteranen, der an seinem letzten Arbeitstag erfährt, dass sein einstiger Zögling Tom Bishop (Brad Pitt) in Schwierigkeiten steckt. In Rückblenden sehen wir, wie er den ehemaligen Soldaten in den Siebzigerjahren rekrutiert und wie der, obwohl er seine Sache gut macht, bei den zweifelhaften Einsätzen fürs Gute in Gewissenskonflikte gerät. Die Terrorangst zur Zeit des Kalten Krieges ist der Hintergrund für den Film von 2001. Scott konzentriert sich ganz auf das psychologische Dilemma ohne reißerische Zwischentöne, woraus die Geschichte ihre Spannung bezieht. Mit das größte Verdienst des Regisseurs ist es, dass er Everybody's Darling Robert Redford nicht durchweg sympathisch erscheinen lässt.
The Nice Guys
Noir-Komödie, Sat 1, Sonntag, 22.35 Uhr
Sympathieträger sind Jackson Healy (Russell Crowe) und Holland March (Ryan Gosling) auch nicht direkt. Bei der ersten Begegnung bricht der eine dem anderen erst mal den Arm, und damit ist der raue Ton in diesem etwas anderen Buddy Movie gesetzt. Shane Black widmet sich 2016 nach dem grandiosen Kiss Kiss, Bang Bang (2005) wieder dem Genre des Film noir: mit zwei Verlierern, die in sich einen starken Gerechtigkeitssinn entdecken und, anfangs widerwillig, dann aus freien Stücken, ein privates Ermittlerteam bilden. Ihr Auftragsgebiet und zugleich der Endgegner ist das L. A. der Siebziger, es geht um einen vermeintlichen Suizid im Pornomilieu. Unter der schillernden Oberfläche des kalifornischen Lifestyle tun sich Abgründe auf. Wer hier etwas erreichen will, muss sich die Hände schmutzig machen.
Armaggedon - Das jüngste Gericht
Action, RTL Zwei, Samstag, 23.45 Uhr
Als es Bruce Willis gut ging, war die Welt noch in Ordnung. Ende der Neunziger war das, damals brachte der Produzent Jerry Bruckheimer einen kracherten Blockbuster nach dem anderen heraus, Regisseur fast immer: Michael Bay. So auch in diesem apokalyptischen Szenario, das ein Höhepunkt der Reihe war. Darin steht das Ende der Welt kurz bevor, weil ein Asteroid auf die Erde zurast. Um den Aufschlag zu verhindern, braucht es Männer, die sich mit schwerem Gerät auskennen. Sie sollen den Asteroiden von innen sprengen. Auftritt Bruce Willis, der zur Einführung seinen potenziellen Schwiegersohn (Ben Affleck) nur halb im Scherz mit einer Shotgun über die Bohrinsel jagt. Man fühlt sich trotzdem in guten Händen. Und verspürt Wehmut, dass man Willis nach seinem Rückzug nicht mehr so in Aktion erleben wird.