Spielfilmtipps zum Wochenende:In Bedrängnis

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Wenn man seinen Gegner nicht sieht, rücken alle noch näher zusammen. Wolfgang Petersen schafft es in "Das Boot", dass man sich als Zuschauer mindestens so zerknautscht und gequetscht vorkommt wie die Schiffsbesatzung. (Foto: Bavaria/imago/United Archives)

"Das Boot", "Smoke", "Asterix: Sieg über Cäsar" und "Harry und Sally": die Fernsehtipps zum Wochenende.

Von Milan Pavlovic

Das Boot

Krieg, Arte, Sonntag, 20.15 Uhr

Als dieses bundesdeutsche Pionierwerk 1981 anlief, wurde in schlecht gelaunten Premierentexten für jede Kriegsszene eine Mea culpa-Geste eingefordert. Regisseur Wolfgang Petersen und der kühne Produzent Günter Rohrbach erdreisteten sich aber, einen Film über Menschen zu drehen, deren Alltag es während des Zweiten Weltkriegs ist, in einer besseren Sardinenbüchse in Angst zu leben. Nichts wird heroisiert, und wer den tollen Schauspielern (Prochnow, Wennemann, Grönemeyer, Hoenig etc.) in die Augen blickt, versteht ohne Worte, wie unmenschlich alles ist. Kein vernünftiges Wesen würde das gerne machen. Das wird im heute gezeigten Director's Cut noch deutlicher. Außerhalb Deutschlands wurde Das Boot sofort gewürdigt, vor allem die Karrieren von Petersen und Kameramann Jost Vacano ( RoboCop) erreichten Weltniveau.

Smoke

Dramödie, One, Samstag, 21.45 Uhr

Es gibt Filme, die sieht man einmal, liebt sie - und meidet sie fortan, weil man fürchtet, dass die Erinnerung schöner ist als ein Wiedersehen. Höchste Zeit also, das Risiko einzugehen, Smoke nicht mehr so wunderbar zu finden wie vor fast 30 Jahren, als die kleine Produktion zum Liebling der Berlinale 1995 avancierte. Im Zentrum stehen Auggie (Harvey Keitel) und sein Büdchen, das es so heute gar nicht mehr geben könnte, weil es sich um die Brooklyn Cigar Company handelt, in der Stammkunden über Gott und die Laufkundschaft tratschen, am liebsten "auf eine Zigarettenlänge". Nichts wirkt arrangiert, und der Tonfall (nach Ideen von Paul Auster) ist so kunstvoll wie unaufdringlich. Weil die Produktion billiger war und schneller beendet als gedacht, drehten die Freunde noch ein paar Vignetten für Blue in the Face (23.30 Uhr) - bei denen so gut wie alles improvisiert war.

Asterix: Sieg über Cäsar

Animation, RTL, Sonntag, 12.30 Uhr

Die ersten Filmversionen der Asterix-Abenteuer blieben weit hinter der Qualität der Comics zurück. Das lag an der Animationstechnik, die vor den 1980ern oft zu wünschen übrig ließ; und an der schlappen Komposition der Geschichten. Asterix - Sieg über Cäsar fiel schon 1985 aus der Reihe, weil zwei der besten Vorlagen ( Gladiator sowie Legionär) geschickt verwoben wurden und die besten Gags saßen: wie der verliebte Obelix wegen der blonden Falbala Bäume umrennt und imaginäre Hinkelsteine austrägt. Nicht so gut, aber gut genug sind Asterix bei den Briten (13.55 Uhr) und Operation Hinkelstein (15.20 Uhr). Kein Wochenende ohne Pixar-Wunderwerke: Alles steht Kopf (Disney Channel, Samstag, 18.50 Uhr) wagt einen Blick ins Hirn einer Pubertierenden; und die Schottin Merida (Disney, Samstag, 20.15 Uhr) ist die erste weibliche Pixar-Heldin.

Harry und Sally

Liebeskomödie, BR, 23.50 Uhr

An den Schnittstellen von Slapstick und Drama bewegen sich die Komödien des Wochenendes. Harry und Sally brauchen zehn Jahre, um zu merken, dass sie sich nicht nur foppen wollen. Aber kann man befreundet bleiben, wenn man einmal unter einer Bettdecke gesteckt hat? Unter der Sonne der Toskana (Sixx, Sonntag, 22.50 Uhr) ist ein Koffer voller US-Klischees über Italien - aber in der Rolle der betrogenen Frau, die in Italien ein neues Leben beginnt, ist Diane Lane, ein Jahr nach ihrer Paraderolle in Untreu, herrlich anzusehen. Spider-Man 2 (Vox, Sonntag, 14.40 Uhr) entstand 2004, als nur wenigen der Begriff MCU (für das ausufernde Marvel Cinematic Universe) etwas sagte. Es ist ein Fantasy-Spektakel; und trotzdem dominiert die intime Frage, ob der Nerd Peter Parker (Tobey Maguire) endlich die Maske vor seiner Flamme Mary Jane Watson (Kirsten Dunst) fallen lässt.

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