The American
Thriller, Servus TV, Samstag, 20.15 Uhr
Der zweite Film des Fotografen Anton Corbijn, dessen Schwäche für kaltes Licht hier ihre Bestimmung findet: Der Film folgt einem einsamen Mann in ein Dorf in den Abruzzen, der manchmal jemandem, dem Pfarrer etwa, näherkommt, aber trauen darf er keinem: Der Auftragskiller und Waffenspezialist Jack (George Clooney) bereitet seinen nächsten Einsatz vor. Beim letzten hat er seine eigene Freundin erschossen. Nicht kaltblütig, aber aus Notwendigkeit, um unerkannt zu entkommen. Dass er sich verliebt, und das tut er in den Abruzzen wieder, ist seine Schwäche - ansonsten zieht er seine Aufgaben mit der Präzision durch, mit der er Waffen konstruiert. Corbijn konzentriert sich so ruhig auf Details und Atmosphäre, dass am Ende nicht das Porträt eines Killers dabei herauskommt, sondern eine Studie.
Mr. Holmes
Drama, RBB, Samstag, 23.30 Uhr
Auf die Geister der Vergangenheit ist kein Verlass, man kann sie wegsperren, und dann schaffen sie es doch, sich zu befreien. Es ist 1947, Sherlock Holmes (Ian McKellen) kehrt von einer Reise in das Landhaus zurück, in dem er sich vor vielen Jahren zur Ruhe gesetzt hat. Der Sohn der Haushälterin (Laura Linney) hat in seiner Abwesenheit sein Heiligtum betreten, das verschlossene Büro. Der alte Herr beginnt, sich an seinen letzten Fall zu erinnern, jenen, der ihn dazu brachte, sich aus dem Detektivgeschäft zurückzuziehen. Bill Condon hat den Film 2015 inszeniert, eine schöne Verschachtelung der Fiktionen: Holmes stört sich daran, wie Watson seine Erlebnisse verfälscht. Ian McKellen macht daraus die großartige Charakterstudie eines Genies, das sich langsam bewusst wird, dass es keines mehr ist und nun etwas finden muss, worauf es im Leben ankommt.
Abraham Lincoln Vampirjäger
Fantasy, Vox, Samstag, 22.35 Uhr
Eine tollkühne Idee für einen Film: Abraham Lincoln wird in diesem Film erst Anwalt und Präsident, und er beendet die Sklaverei - allerdings hat er rausgekriegt, dass Vampire von New Orleans aus die Vereinigten Staaten unterminieren. Die Nachwelt erinnert sich an seine Reden, aber nicht an seine wichtigste Mission: Vampire abschlachten. Unter anderem haben die Vampire seine Mutter gebissen, und der junge Lincoln sinnt auf Rache. Er trifft einen Mann, bei dem er in die Lehre gehen kann, weil der selbst Vampire jagt. Die stecken hinter der Sklaverei, also begibt sich der künftige Präsident auf deren Jagd. Zur Geschichtsaufarbeitung taugt diese wüste Story natürlich überhaupt nicht, aber zum Abbau von Aggressionsstau: Regisseur Timur Bekmambetov hat große Freude am Pulverisieren seiner Bösewichter.
Der große Crash
Drama, Das Erste, Nacht zu Montag, 0.05 Uhr
Einer der ersten Filme zur Finanzkrise von 2008, J. C. Chandors Film feierte seine Premiere schon drei Jahre später bei der Berlinale: Eine Investmentbank hat gerade weite Teile ihrer Belegschaft entlassen, auch ihren Risikomanager. Der hat vor seinem Abgang noch Material weitergegeben, das zu einer nächtlichen Krisensitzung führt - die Bank besitzt lauter faule Kredite. Kevin Spacey und Paul Bettany spielen zwei der Teilnehmer, Jeremy Irons spielt den Oberboss, der tatsächlich von nichts eine Ahnung hat, weil er sich für Details gar nicht interessiert. Nun wird ausdiskutiert, was geschehen muss - um die Firma zu retten, nicht etwa die Welt: möglichst viel vom selbstverschuldeten Schaden auf andere abzuwälzen. Einen Namen hat die Bank nicht; alle Ähnlichkeiten mit der Wirklichkeit sind selbstverständlich reiner Zufall.
