Spielfilmtipps zum Wochenende:Falsche Freunde

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Der amerikanische Süden in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts: Celine (Whoopi Goldberg) wird von ihrem Vater in eine Ehe gezwungen. (Foto: United Archives / kpa Publicity/imago images)

"Die Farbe Lila", "Super 8", "Frühstück bei Tiffany" und "Kingsman": die Fernsehtipps zum Wochenende.

Von Carolin Werthmann

Die Farbe Lila

Melodram, Arte, Sonntag, 20.15 Uhr

Steven Spielberg hinter der Kamera, Whoopi Goldberg davor, elf Oscarnominierungen - der Fernsehabend ist allein damit schon gerettet. Wenngleich der Film, der auf dem Roman The Color Purple von Alice Walker beruht, zunächst nach harter Kost klingt: Zwei afroamerikanische Schwestern, eine gespielt von Goldberg, wachsen Anfang des 20. Jahrhunderts in den Südstaaten auf. Der Vater ist ein Brutalo und Vergewaltiger, der eine seiner Töchter nicht nur schwängert, sondern sie mit 14 an einen Witwer verkauft. Für sie geht die Tortur bei "Mister", wie sie den Zwangsehemann nennt, weiter. Ihr Leben fortan? Eine einzige Demütigung. Aber die Verfilmung wäre kein Hollywood-Melodram aus den Achtzigern, fände sich darin nicht die Hoffnung für die Hauptfigur wieder, sich aus der Unterdrückung zu befreien.

Super 8

Science-Fiction, Sat 1, Nacht zu Sonntag, 0.15 Uhr

Wenn die Kamera mehr sieht als das menschliche Auge: Auf einem verlassenen Bahnhofsgelände drehen Teenager nachts einen Amateurfilm, die Super-8-Kamera läuft noch, als vor der Linse auf spektakuläre Weise ein Zug entgleist. Feinstes Beweismaterial. Nur geschehen fortan seltsame Dinge in der amerikanischen Kleinstadt. Menschen und Tiere verschwinden. Einzig die filmvernarrten Teenager wissen, dass dahinter etwas steckt, was in jener Nacht aus den explodierten Zugwaggons entkommen konnte. Manche finden, das Monster, das Regisseur J. J. Abrams hier aus der teuren Trickkiste zieht, wirke etwas schrumpelig, aber eigentlich spielt das Monster in all seiner Künstlichkeit auch nur eine Nebenrolle. Abrams' Film, dessen Handlung er in das Jahr 1979 versetzt hat, ist ein Rückbezug auf die fantastischen Ausgeburten des Mediums Film.

Frühstück bei Tiffany

Liebeskomödie, RBB, Samstag, 23.30 Uhr

Holly Golightly (Audrey Hepburn) erobert in Blake Edwards' Klassiker New York mit einer Chuzpe, die vor allem Männer erst einmal abschreckt. Was sie verkennen: Das ist nur die Tarnung ihrer Unsicherheit. Tatsächlich souverän wird sie erst, als sie lernt, den Schein vom Sein zu unterscheiden. Dann aber malträtiert sie ihre Mitmenschen auf eine sehr perfide, wunderbar subtile Art: einfach, indem sie sie bis zu deren Erschöpfung bezaubert. Doch ihr strenger Vorsatz, das Leben leicht zu nehmen, als eine Art Spiel, geht nicht auf. Dafür sind die Zwänge zu groß, speziell für eine Frau in den Sechzigerjahren. Insofern muss sie abwägen, in welche Abhängigkeit sie sich begibt. Dabei entwickelt sie Sturheit, die in einem Widerspruch steht zu ihrer anfänglichen Coolness. Zu der sie aber gerade noch rechtzeitig zurückfindet.

Kingsman: the Golden Circle

Agenten-Thriller, Pro Sieben, Sonntag, 20.15 Uhr

Stilvolle Garderobe, ein maßgeschneiderter Anzug also, der auch dann noch sauber bleibt, wenn die Welt untergeht, gehört zum Repertoire eines britischen Agenten wie seine technisch-tödlichen Spielzeuge darunter: Auch Regenschirme können in den Händen perfekt ausgebildeter Geheimdienst-Sprösslinge gefährlich werden. In der Comicverfilmung begleiten die Zuschauer einen Halbwaisen bei seinem sozialen Aufstieg zu einem Bond-ähnlichen Helden. An der Akademie der Kingsmen muss der junge Mann Prüfungen bestehen und sich gegen weitere Agentenanwärter durchsetzen - was ihm am Ende natürlich auch gelingt, vor allem bereichert um das Wissen seines Lehrmeisters, wie man agententaugliche Martinis zubereitet: Gin zehn Sekunden rühren, dabei auf eine geschlossene Flasche Wermut schauen.

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