#Verafake statt #Varoufake. Beim Grimme-Preis müssen sie in diesem Jahr nur drei Buchstaben anpassen. Denn zum zweiten Mal in Folge gewinnt Jan Böhmermann den wichtigsten deutschen Fernsehpreis in der Kategorie Unterhaltung. Zwei Beiträge des Neo Magazin Royale zeichnete die Jury in diesem Jahr aus. Mit #Verafake stellte Böhmermann die menschenverachtenden Mechanismen hinter der Reality-Show Schwiegertochter gesucht bloß. Dafür erhält er nun den Spezialpreis in der Kategorie Unterhaltung - für den er als Einziger nominiert war.
Außerdem prämiert wurde die "Einspielerschleife" mit Anne Will aus der ersten Neo-Magazin-Royale-Episode nach dem Erdoğan-Eklat. Dieser Beitrag war in der Unterkategorie Innovation nominiert, geht aber nun in dem einen Grimme-Preis für Jan Böhmermann auf. Die Jury des Grimme-Instituts lobt den TV-Satiriker und sein Team für "die engagierte Beobachtung und kluge Reflexion des laufenden Fernsehprogramms".
Schon im vergangenen Jahr wurde Böhmermann für seinen doppelten Stinkefinger-Fake mit dem Grimme-Preis bedacht. In diesem Jahr gibt es neben ihm noch einen weiteren Preisträger in der Kategorie Unterhaltung: Oliver Polak und sein Late-Night-Talk Applaus und raus. Der Grimme-Preis für das Pro-Sieben-Format ist die einzige Auszeichnung für einen Privatsender.
Der große Gewinner des Fernsehpreises ist die ARD. Von insgesamt 14 vergebenen Auszeichnungen in vier Kategorien gehen elf an den öffentlich-rechtlichen Verbund beziehungsweise seine einzelnen Sendeanstalten. Gleich zweimal ehrt die Jury in der Kategorie Fiktion die ARD-Trilogie "Mitten in Deutschland" über die Verbrechen der rechtsextremen Terrorgruppe NSU. Ein Preis geht an die erste Folge "Die Täter", eine weitere an das Gesamtkonzept der Fernsehfilm-Reihe. Ebenfalls geehrt wurde die Produktion "Das weiße Kaninchen" (ARD/SWR) über Cybergrooming, die Anbahnung von sexuellem Missbrauch eines Kindes im Internet.
Der Preis für die "besondere journalistische Leistung" in der Kategorie Information und Kultur geht an den Journalisten und Dokumentarfilmer Ashwin Raman für seine Produktionen "Im Nebel des Krieges - An den Frontlinien zum Islamischen Staat" (ARD/SWR) und "An vorderster Front" (ZDF). Zwei ausgezeichnete Produktionen behandeln die Themen Flucht und Migration. Der NDR-Film "45 Min: Protokoll einer Abschiebung", der eine Abschiebeaktion in Norddeutschland dokumentiert, wird in der Kategorie Information und Kultur ausgezeichnet. Einen Preis im Wettbewerb Kinder und Jugend erhält "Nordstadtkinder: Lutwi" (WDR) über einen zwölfjährigen Roma, der mit seiner Familie in Dortmund lebt und von Abschiebung bedroht ist.
Der undotierte Grimme-Preis wird in diesem Jahr zum 53. Mal vergeben und gilt als wichtigster deutscher Fernsehpreis. Die Auszeichnungen werden am 31. März im Theater der Stadt Marl verliehen.