Österreich:"Amikalst" geeinigt

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Einer der erfolgreichsten Publizisten und Medienunternehmer Österreichs: Wolfgang Fellner (Foto: Karl Schöndor/dpa)

Entschuldigung für Bilderklau vom Thüringen-Debakel: Wolfgang Fellner, der Chef der Wiener Mediengruppe "Österreich", besänftigt den deutschen Sender n-tv.

Von Oliver Das Gupta, Wien

Derzeit wird im Hause des Wiener Medien-Zampanos Wolfgang Fellner verstärkt gejubelt. Der Unternehmer und Journalist sei vom Branchenmagazin Extradienst zum "Medienmacher des Jahres" gekürt worden, war kürzlich im eigenen Medium nachzulesen.

Am Tag zuvor verlautete: oe24.TV, die an der Online-Ausgabe von Fellners Boulevardblatt Österreich orientierte Bewegtbild-Plattform, sei im Februar "reichweitenstärkster News-TV-Sender" des Landes.

Mediale Aufmerksamkeit erreichen Fellner und sein Team seit Langem auf eher brachiale Weise in Inhalt und Stil - wer die von Fellner oft persönlich geführten Talk-Runden im Internet ansieht, darf entsprechende Erwartungen haben. Doch auch Polit-Größen wie Sebastian Kurz lassen sich dort befragen. Denn in Wien weiß jeder: Fellner und seine Medienkanäle sind ein mächtiger Faktor in Österreich.

Trennung von Mitarbeiter

Im Februar allerdings leistete sich die oe24.TV etwas, das selbst für Fellner-Verhältnisse inakzeptabel ist. Als in Thüringen der FDP-Politiker Thomas Kemmerich dank AfD-Stimmen zum Ministerpräsidenten gewählt und die deutsche Innenpolitik kräftig durchgeschüttelt wurde, übernahm oe24.TV einfach Material der Konkurrenz: Die Wiener zeigten Sequenzen vom deutschen Nachrichtensender n-tv, ohne dort um Erlaubnis zu fragen. Oe24.TV legte das eigene Logo über das Bild, so dass die Quelle nicht mehr erkennbar war.

Das fiel in Köln bald auf: N-tv-Geschäftsführerin Tanit Koch twitterte einen Screenshot und beschwerte sich über den Klau, es folgten eine Forderung nach Unterlassung und Schadenersatz.

Inzwischen hat man sich offenbar ohne juristischen Lärm geeinigt. "Die Lösung verlief bereits vor gut zwei Wochen amikalst", sagt Fellner auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung. Man habe n-tv das gewünschte Honorar überwiesen und "natürlich" eine Unterlassungserklärung abgegeben. Er selbst habe sich bei Tanit Koch entschuldigt. Schuld bei sich sieht Fellner aber keine, er habe keine Funktion bei oe24.TV. Eine Sprecherin von n-tv bestätigte der SZ, die Sache sei "erledigt".

Der Lapsus sei zustande gekommen, so Fellner, als ein junger Chef vom Dienst in seiner ersten Dienstwoche auf die Idee gekommen sei, den Livestream von n-tv zu verwenden, "das widerspricht eindeutig allen Dienstanweisungen". Man habe sich von dem Mitarbeiter "umgehend einvernehmlich getrennt". Die Mediengruppe Österreich sucht nun einen neuen "Chef vom Dienst", per Anzeige.

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© SZ vom 06.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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