Eurovision Song Contest:Israel gewinnt den ESC

Lesezeit: 3 min

  • Die israelische Sängerin Netta hat mit ihrem Song "Toy" den Eurovision Song Contest 2018 gewonnen.
  • Deutschlands Kandidat Michael Schulte landete mit dem Lied "You let me walk alone" auf Platz vier.
  • Ein Flitzer sorgte für einen Schockmoment.

Israel hat den Eurovision Song Contest 2018 gewonnen, Deutschland erreichte überraschend Platz vier. Die Sängerin Netta bekam für ihr schrilles, von Korea-Pop beeinflusstes Lied "Toy" die meisten Punkte (529) von Jurys und Publikum.

Deutschlands Kandidat Michael Schulte (28) landete mit der melancholischen Popballade "You let me walk alone" über den Tod seines Vaters unter den 26 Finalisten auf Platz vier. Er schnitt damit so gut ab, wie kein deutscher Beitrag mehr seit dem Sieg von Lena Meyer-Landruth im Jahr 2010. Ohne den Sieg von 2010 ist es die beste Platzierung seit 1999. Schulte beendete auch die Serie der Misserfolge der vergangenen drei Jahre, als Deutschland jeweils immer nur Letzter oder Vorletzter geworden war.

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Von der Anti-Kriegshymne über die zartrosa Liebesballade und dann hinauf ins Kreischgebirge: Am Ende kann es nur einen Siegersong geben.

In der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv haben die Menschen in der Nacht zum Sonntag ausgelassen den Sieg der Sängerin Netta gefeiert. Auf dem zentralen Rabin-Platz tanzten viele, schwenkten israelische Flaggen und sprangen in ein Wasserbecken. Auf den Straßen fuhren laut hupende Autos, aus denen der Song "Toy" dröhnte.

Es ist Israels vierter Sieg im Eurovision Song Contest. Vor genau 20 Jahren gewann Dana International als erste Transsexuelle den Contest. Sie wurde zur Galionsfigur der israelischen Schwulen- und Lesbenszene und ebnete den Weg für weitere unkonventionelle Kandidaten.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat der israelischen Sängerin Netta noch in der Nacht zu ihrem Sieg gratuliert. "Netta, Du bist ein echter Schatz", schrieb Netanjahu in der Nacht zum Sonntag auf Twitter. "Du hast dem Staat Israel viel Ehre eingebracht! Nächstes Jahr in Jerusalem!"

Schulte zeigt sich überglücklich

Michael Schulte hat sich überglücklich über sein Abschneiden gezeigt. "Ich habe keine Worte dafür", sagte der deutsche Starter am Sonntag in der ARD. "Das große Abenteuer geht wirklich mit einem Happy End für uns zu Ende."

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Der Sänger aus Buxtehude galt als musikalisches Leichtgewicht. Er wird überraschend und verdient Vierter beim ESC 2018.

TV-Kritik von Hans Hoff

Schulte hofft auf eine Signalwirkung. In Deutschland sei die Stimmung nach dem schlechten Abschneiden der vergangenen Jahre dem Wettbewerb gegenüber negativ geworden, sagte er. "Ich hoffe, dass jetzt ein bisschen die Euphorie zurückkommt. Den Pessimismus haben wir jetzt hoffentlich weggeblasen."

Der in der ARD für den Musikwettbewerb verantwortliche Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber kündigte an, an dem bei der Kür Schultes gewählten Modell des Vorentscheids festzuhalten.

Schultes Lied "You let me walk alone" sei in einem Songwritercamp aus einer gemeinsamen Arbeit von Songwritern und dem Sänger entstanden. Damit sei bewusst wieder in den Mittelpunkt gestellt worden, dass der ESC ein Komponistenwettbewerb ist. "So wollen wir weiter machen." Es gehe nun darum, beim nächsten ESC eine ähnlich gute Platzierung zu erreichen.

Flitzer sorgte für Schockmoment

Für einen Schockmoment sorgte ein Flitzer während des Auftritts der britischen Sängerin SuRie. Sie sang als neunte Kandidatin gerade ihren Song "Storm", als er auf die Bühne sprang und ihr das Mikro entriss. Er rief etwas Unverständliches ins Publikum. Mehrere Security-Mitarbeiter zerrten ihn von der Bühne.

Eurovision Song Contest 2018 - Finale 12.05.2018, Lissabon, Portugal: SuRie singt 'Storm' für Großbritannien im Finale des 63. Eurovision Song Contest. Foto: Jörg Carstensen/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (Foto: dpa)

Der britische Sender BBC schrieb auf Twitter, der Mann habe wohl so etwas gerufen wie "For the nazis of the UK media, we demand freedom" (Für die Nazis der britischen Medien: Wir verlangen Freiheit!).

SuRie unterbrach daraufhin für einige Sekunden ihren Gesang, bevor sie wieder einsetzte und ihren Song souverän zu Ende sang.

Insgesamt nahmen am ESC in Lissabon dieses Jahr 43 Länder teil. 17 Beiträge wurden in den beiden Semifinals (Halbfinals) am Dienstag und Donnerstag aussortiert.

Im vergangenen Jahr hatte der Portugiese Salvador Sobral mit dem stillen Lied "Amar pelos dois" gewonnen und so den Grand Prix in sein Heimatland geholt. Den ESC gibt es seit 1956.

Hier alle Platzierungen im Überblick:

1. ISRAEL - Netta (Toy): 529 Punkte

2. ZYPERN - Eleni Foureira (Fuego): 436 Punkte

3. ÖSTERREICH - Cesár Sampson (Nobody but you): 342 Punkte

4. DEUTSCHLAND - Michael Schulte (You let me walk alone): 340 Punkte

5. ITALIEN - Ermal Meta & Fabrizio Moro (Non mi avete fatto niente): 308 Punkte

6. TSCHECHISCHE REPUBLIK - Mikolas Josef (Lie to me): 281 Punkte

7. SCHWEDEN - Benjamin Ingrosso (Dance you off): 274 Punkte

8. ESTLAND - Elina Nechayeva (La forza): 245 Punkte

9. DÄNEMARK - Rasmussen (Higher ground): 226 Punkte

10. MOLDAU - DoReDoS (My lucky day): 209 Punkte

11. ALBANIEN - Eugent Bushpepa (Mall): 184 Punkte

12. LITAUEN - Ieva Zasimauskaite (When we're old): 181 Punkte

13. FRANKREICH - Madame Monsieur (Mercy): 173 Punkte

14. BULGARIEN - Equinox (Bones): 166 Punkte

15. NORWEGEN - Alexander Rybak (That's how you write a song): 144 Punkte

16. IRLAND - Ryan O'Shaughnessy (Together): 136 Punkte

17. UKRAINE - Mélovin (Under the ladder): 130 Punkte

18. NIEDERLANDE - Waylon (Outlaw in 'em): 121 Punkte

19. SERBIEN - Sanja Ilic & Balkanika (Nova deca): 113 Punkte

20. AUSTRALIEN - Jessica Mauboy (We got love): 99 Punkte

21. UNGARN - AWS (Viszlát nyár): 93 Punkte

22. SLOWENIEN - Lea Sirk (Hvala, ne): 64 Punkte

23. SPANIEN - Alfred & Amaia (Tu canción): 61 Punkte

24. GROßBRITANNIEN - SuRie (Storm): 48 Punkte

25. FINNLAND - Saara Aalto (Monsters): 46 Punkte

26. PORTUGAL - Cláudia Pascoal (O jardim): 39 Punkte

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