"Camping":Neurosenblüte

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Super-Mutter Kathryn (Jennifer Garner, l.) und Campingplatzbetreiberin Harry (Bridget Everett). (Foto: Anne Marie Fox/HBO)

Lena Dunham hat in ihrer Serie "Girls" einen Typ geschaffen, dem sie treu bleibt: Die Heldinnen ihrer neuen Serie sind jetzt nur älter.

Von Kathleen Hildebrand

Was für Dramaserien der düstere Antiheld ist - nämlich das zeitgenössische Modell für Serienprotagonisten -, das ist für die Comedy der über alle Maßen mit sich selbst beschäftigte Neurotiker. Die Autorin, Schauspielerin und Regisseurin Lena Dunham hat mit den vier höchstens halbsympathischen jungen Frauen aus ihrer Serie Girls Ikonen dieses Figurentyps erschaffen: Man mochte sie gerade genug, um gespannt zu sein, ob sie ihre Egozentrik jemals überwinden würden. Camping, das Remake einer gleichnamigen und noch böseren britischen Miniserie, ist nun Dunhams erstes Serienprojekt danach, und sie bleibt ihrem Typus treu. Die von Hollywoodstar Jennifer Garner gespielte hypochondrische Super-Mutter Kathryn McSorley-Joddell ginge leicht als um zwanzig Jahre gealterte Marnie aus Girls durch: kontrollwütig und süchtig nach Lob, das sie sehr unsubtil einfordert.

Die Serie handelt von einem Campingausflug, vier Paare Mitte vierzig feiern den Geburtstag von Kathryns bravem Ehemann Walt und lassen dabei die Spleens und Rücksichtslosigkeiten von nie ganz erwachsen gewordenen, privilegierten Linksliberalen aufeinander los. Kathryn lässt Sohn und Mann erst einmal die Schaumstoffmatratzen aus den anderen Zelten in ihr eigenes tragen. Worauf die anderen schlafen sollen? Darüber kann Mommy nicht nachdenken, sie braucht es schön weich für ihren kaputten Beckenboden. Camping hat einige wunderbar genaue, komische Momente wie diesen. Aber während man den Mittzwanziger-Girls ihre Unerträglichkeit nachsah, weil man sie beim Reifeprozess beobachtete, fällt es schwer, gnädig mit diesen Erwachsenen zu sein - oder einzusehen, warum man sie beim Camping begleiten soll.

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© SZ vom 14.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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