"Bright" bei Netflix:Auf Streife mit dem Ork

Lesezeit: 2 min

Officer Daryl Ward (Will Smith) und sein Partner, der Ork Nick Jakoby (Joel Edgerton). (Foto: AP)

Im Netflix-Film "Bright" muss Will Smith mit diskriminierten Fabelwesen zusammenarbeiten, um Los Angeles vom Bösen zu befreien.

Von Benedikt Frank

Eine Szene wie in so vielen Polizeifilmen: Zwei Kollegen sitzen im Auto, unterhalten sich. Daryl Ward wurde kürzlich angeschossen, er wirft seinem Partner vor, nicht auf ihn aufgepasst zu haben. "Aber ich hab einen Burrito für dich geholt", entgegnet der. Bald darauf ist die Sache vorerst vergessen. Officer Ward wird von Will Smith gespielt. Beim beiläufigen Gequatsche auf Streifenfahrt erinnert er an eine ältere Version von Bad-Boy-Detective Mike Lowrey, die Rolle, die ihm 1995 zum Durchbruch als Kinoschauspieler verhalf. Wäre da nicht sein Partner. Der sieht aus wie ein schwer Gesichtstätowierter, hinter den fleischigen Lippen zeichnen sich Wildschweinhauer ab. Er ist ein Ork.

Als Figur der Fantasy-Literatur hatte der Ork es bisher denkbar schwer. Besonders in frühen Werken lässt sich leicht eine popkulturelle Version der alten Rassenlehre erkennen, bei der jemand Untermensch sein muss. Herr-der-Ringe-Schöpfer J. R. R. Tolkien erfand den Ork als dunkelhäutiges, schlitzäugiges Monster aus dem Osten, schmutzig, ungesittet, in wilden Horden organisiert, Kanonenfutter. Diese Idee wurde oft variiert, war in den Grundzügen aber so genreprägend, dass erst zur Jahrtausendwende der Autor Stan Nicholls den Ork als einen missverstandenen Underdog zu rehabilitieren versuchte.

Die Elfen sind jetzt Yuppies, Banker, Schickeria

Der Film Bright versetzt die Fabelwesen der Fantastik nun in eine moderne Gesellschaft, in ein Los Angeles, in dem Übernatürliches alltäglich ist. Um die Ehre des Orks zu retten, kreuzt Netflix das Fantasygenre mit dem der kumpelhaften Superbullen. Der Ork heißt nun ganz bürgerlich Nick Jakoby und ist der erste Ork im Polizeidienst, ein Antidiskriminierungs-Experiment. Denn Los Angeles ist wie in der Realität auch Hauptstadt der Straßengangs. Typischerweise sind Orks Teil einer solchen und leben in Armenvierteln. Die Elfen, in der klassischen Fantasy Edelleute eines romantisierten Mittelalters, sind jetzt Yuppies, Banker, Schickeria, sie sondern sich in Gated Communitys ab.

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Regisseur David Ayer, seit Training Day im Cop-Film erfahren, im Fantasy-Genre aber nicht, gelingt die Verschmelzung der Welten, die augenscheinlich nicht zusammenpassen. Das funktioniert, wer jedoch beide Genres gut kennt, den dürfte der Plot kaum überraschen. Böse Elfen wollen an einen Zauberstab gelangen, mit dem sie die Apokalypse herbeirufen wollen. Statt dem eigentlich mit der Sicherstellung beauftragten Magie-FBI fällt der Stab Ward und Jacoby in die Hände. Fortan fliehen sie vor Gangstern und anderen Interessenten.

Das, was viele an Fantasy begeistert - die Mythologie einer fremden Welt - bleibt dabei auffällig unerzählt. Das verwundert insofern nicht, als der Streamingdienst eine Fortsetzung bereits angekündigt hat und damit offenbar den Fortsetzungs-Trend des Blockbuster-Kinos für sich entdeckt. Kurzweilig ist Bright dennoch, allerdings auch weniger tiefsinnig, als man angesichts des Themas Rassendiskriminierung erwarten könnte.

Bright , abrufbar auf Netflix.

© SZ vom 22.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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