Fernsehen:Alfred Biolek ist tot

Der Pionier des Talkshow-Genres ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Bekannt und beliebt wurde er durch Sendungen wie "Am laufenden Band", "Bio's Bahnhof" und "Boulevard Bio".

Alfred Biolek ist tot. Der Fernsehmoderator, Buchautor und Jurist ist im Alter von 87 Jahren gestorben, wie sein Adoptivsohn mitteilte. Der frühere Fernsehmoderator und Talkmaster sei in seiner Kölner Wohnung friedlich eingeschlafen. Biolek war seit Längerem gesundheitlich angeschlagen gewesen.

Biolek studierte in Freiburg, München und Wien Jura, wobei er im Studentenkabarett "Das trojanische Pferdchen" seine ersten Bühnenauftritte hatte. Er schloss mit dem drittbesten Examen seines Jahrgangs in Baden-Württemberg ab und trat 1963 als Justiziar in die Rechtsabteilung des ZDF ein.

Dort wandte sich Biolek aber bald auch der redaktionellen Arbeit im Unterhaltungsbereich zu und entschied sich schließlich trotz der Berufung zum stellvertretenden Unterhaltungschef gegen eine Verwaltungstätigkeit. So wechselte er 1970 zur Münchner Film- und Fernseh-Produktionsgesellschaft Bavaria, für die er Programme vor allem für den WDR produzierte. Der Durchbruch als Produzent gelang ihm 1974 mit Rudi Carrells Erfolgssendung "Am laufenden Band".

In seiner Münchner Zeit wandelte sich Biolek vom konservativen Juristen mit zeitweiliger CDU-Mitgliedschaft zum liberalen Bohemien. Als solcher wollte er kein Leben als "fest Angestellter" führen - 1977 wurde er freier Mitarbeiter des WDR. Im Februar 1978 stellte er seine erste Folge von "Bio's Bahnhof" im Programm der ARD vor, die ihn rasch populär machte.

Zum Erfolgsrezept der Sendung zählte die Mischung aus großen und kleinen Stars, interessanten Zeitgenossen, Musik, Parodie und Clownerie. In der Folgezeit etablierte er sich als einfühlsamer Talkmoderator. 1991 ging seine Unterhaltungsshow "Boulevard Bio" auf Sendung, die wegen ihrer gelungenen Mischung von Gästen und Themen aus den verschiedensten Lebens- und Gesellschaftsbereichen hoch gelobt wurde und Alfred Biolek beste Kritiken und Auszeichnungen einbrachte. Unter anderem waren Helmut Kohl, Gerhard Schröder und Britney Spears zu Gast.

Seinen Ruf als leidenschaftlicher Koch festigte Biolek von 1994 bis 2007 mit der ARD-Erfolgssendung "Alfredissimo", in der er mit Prominenten aus Kultur, Politik und Sport am Kochherd fachsimpelte, Eigenkreationen präsentierte und dabei die gepflegte Kommunikation nicht vernachlässigte. Bestseller wurden auch seine Kochbücher wie "Meine Rezepte" (1995).

Mit seiner Homosexualität hat sich Biolek lange schwergetan. Erst im Alter von etwa 30 Jahren gestand er sich selbst ein, dass er schwul war. Öffentlich sprach er nie darüber. Sein Outing übernahm ein anderer: Der Filmemacher Rosa von Praunheim verkündete 1991 in einer RTL-Sendung, Biolek sei "stockschwul". Der empfand das zunächst als "unfair", doch später war er froh darüber: "Ich habe da einen Schlag bekommen, der sehr weh getan hat, aber irgendwo hat dieser Schlag eine Verspanntheit gelöst, die danach weg war."

2010 zog er sich bei einem Sturz von einer Wendeltreppe schwere Schädelverletzungen zu und fiel ins Koma. Seitdem hatte er recht zurückgezogen in Köln gelebt.

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